Nähen · Ballett · Musik · Reisen

Jahr: 2016 (Seite 1 von 2)

Großes Finale für den 365-Tage-Quilt

Was als 365-Tage-Quilt begann, ist nun eine Zwei-Jahres-Patchworkdecke geworden. Und sie besteht auch nicht aus 365 Stoffreste-Quadraten, sondern „nur“ aus 252. Also alles ganz anders. Letztlich ging es ja aber um eine sinnvolle Stoffreste-Verwertung und da kann man die Regeln auch mal unterwegs anpassen.

Nun ist also eine ca. 1,30 m x 1,60 m große Patchworkdecke entstanden, die zu Weihnachten auch schon den Besitzer gewechselt hat. Nachdem ich von der Anleitung von Pech & Schwefel so begeistert war, nach der ich auf halber Strecke angefangen habe, die Stoffquadrate ihrerseits in Vierer-Blocks anzuordnen und zusammenzunähen, habe ich die bereits genähten Reihen noch einmal aufgetrennt – eine Entscheidung, die mir diverse Stunden mit dem Auftrenner beschert hat. Doch diese Methode versprach einfach mehr Präzision.  Die 63 Vierer-Blocks habe ich anschließend halbwegs farbkoordiniert angeordnet und beim Zusammennähen die gleiche Methode verwendet.

Entgegen üblicher Patchwork-Konvention habe ich für die Rückseite einen ganz besonders flauschigen Stoff ausgewählt und dafür auf ein Volumenvlies verzichtet. Die Decke sollte als gemütliche Kuscheldecke auf der Couch dienen können und nicht ein steifer Teppich werden. Diese Entscheidung erwies sich als gut, denn so ist die Decke noch formbar und anschmiegsam.

Nachdem ich mit der Anleitung fürs Zusammennähen schon gut gefahren war, habe ich mich auch beim Quilten und Einfassen an das gleiche Pech-und-Schwefel-Tutorial gehalten.

Bleibt die Frage: und nun?

Als Stoffreste-Projekt war der Quilt ideal und er braucht unbedingt ein Nachfolgeprojekt. Der Bedarf an großen Decken ist aber (auch im Familien- und Bekanntenkreis) natürlich nicht enorm, sodass ich vielleicht eher versuchen sollte, öfter mal eine kleinere (Baby-)Decke zu nähen. Bei der aktuellen Reproduktionsrate meines Umfelds scheint der Bedarf hier jedenfalls noch nicht gedeckt…

 

Ein Adventskalender für den Mann

Männer beschenken ist ja ohnehin so eine Sache. Ihnen einen Adventskalender mit 24 Kleinigkeiten zu bestücken, ist nicht unbedingt einfacher. Natürlich – Schoki und Co. gehen immer, aber wenn es darüber hinausgehen soll, muss man sich schon etwas einfallen lassen. Was ich dem Mann in diesen 24 Säckchen versteckt habe, kann ich hier vor dem 1. Dezember natürlich noch nicht verraten, aber den Adventskalender zeige ich schon mal. Genäht habe ich ihn schon letztes Jahr – und das natürlich nicht zur einmaligen Verwendung.

Zum Nachnähen

Den Hintergrund bildet ein Stückchen Sternenstoff mit den ungefähren Maßen 30 x 70 cm, der vielleicht etwas stabilere Vlieseline (z. B. H 250) vertragen hätte.  An den Ecken wird er einfach mit Gummis an die Tür gehängt. Die 24 Säckchen darauf sind mit KamSnaps befestigt und können also eines nach dem anderen abgeknöpft werden.

Mit KamSnaps werden die Säckchen befestigt.

Mit KamSnaps werden die Säckchen befestigt.

Die Bänder zum Verschnüren der mit Datum bestickten Säckchen hatte ich eigentlich in die Seitennaht eingearbeitet, allerdings lösten sich einige der Bänder beim Waschen auf (da ich die Enden nicht abgeflammt oder anders versäubert hatte), sodass in diesem Jahr in einigen Fällen an Stelle der eingenähten Bänder normales Geschenkband getreten ist.

Jetzt bin ich schon gespannt auf das Gesicht des Adventskalender-Öffners, der ihn heute an seiner Arbeitszimmertür vorfindet!

SnapPap meets Flausch

So schön der neue Arbeitsplatz ja ist, einen Haken hatte er: Da die große Tischplatte nur eine Spanplatte aus dem Baumarkt und keine originäre Schreibtischplatte ist, sind die Kanten nicht abgerundet und ergonomisch gestaltet, sondern scharfkantig. Beim Nähen stört das weniger, da man die Unterarme meist nicht direkt auf der Tischkante ablegt, sondern eher in der Luft hält, um das Nähobjekt durch die Maschine zu führen. Beim Arbeiten am Computer war mir aber schnell klar, dass die Kante so auf Dauer zu unangenehm wäre. Also habe ich mir etwas ausgedacht: Eine Computerunterlage mit flauschiger Handgelenkauflage.

Nun bin ich nicht die erste, die eine Schreibtischunterlage aus SnapPap herstellt, habe für meine aber kleinere Maße gewählt und aus einem Reststück Alpenfleece eine flauschige Ablage fürs Handgelenk konstruiert, die nun verhindert, dass sich die Tischkante in den Unterarm bohrt. Und weil ich schon lange einmal ausprobieren wollte, SnapPap zu bestempeln, habe ich die Mousepad-Fläche mit kleinen Walen (Gratis-Beigabe einer Bastelmaterialbestellung) verziert. Das Ergebnis könnte dazu führen, dass ich meine Stempel-Auswahl mal erweitern muss…

Kurzanleitung

Falls jemand die Computerunterlage nachmachen möchte, hier die wenigen Schritte im Überblick:

Materialbedarf:
  • SnapPap (50 x 35 cm)
  • Alpenfleece oder anderer Stoff (ca. 52 x 12 cm)
  • Füllwatte o. ä.
  • passendes Garn und ggf. Verzierungsmaterial
Schritt für Schritt:
  1. SnapPap zuschneiden. Nach Wunsch die (oberen) Ecken abschrägen.
  2. Alpenfleece mit der flauschigen Stoffseite unten auf die Unterseite der Vorderkante pinnen und festnähen.
  3. Stoff nach oben umklappen und an den Seiten knapp um die Außenkante des SnapPap schlagen und festnähen. Nach Belieben die Naht als dekorative Außenlinie einmal um die gesamte SnapPap-Fläche führen.
  4. Die so entstandene Stofftasche mit Füllwatte ausfüllen
  5. Die Oberkante des Stoffes einschlagen und knappkantig feststeppen
  6. nach Wunsch die SnapPap-Fläche verzieren.

Fertig!

Giraffe im Jumpsuit

Ich habe es aufgegeben, einen Jumpsuit kaufen zu wollen. Alle Anproben endeten mit dem gleichen Bild: eine Giraffe im Strampelanzug. Ein Jumpsuit ist für lang Gewachsene quasi der Endgegner beim Klamottenkauf: Beine zu kurz, Taille verrutscht, Länge vom Schritt bis zur Schulter viel zu kurz… Wenn man knapp 1,90 m groß ist, wird man bei normaler Konfektionsware wohl kaum fündig. Also hilft nur Selbernähen.

Das erfordert natürlich eine entsprechende Anpassung des Schnittmusters. Das allerdings ist gar nicht so einfach wie es sich nun anhört. Zwar kommt das ausgewählte Schnittmuster mit einer recht detaillierten Maßtabelle, aber wie misst man die benötigte Innenbeinlänge, wenn man nicht ganz sicher ist, wo der Schnitt den Schritt vorsieht – ein bisschen locker darf die Hose ja ruhig sitzen. Und wie verhält sich die Distanz vom Schritt zur Taille – muss ich da auch noch etwas zugeben? Wohl deswegen empfehlen Profis immer erst ein Probeteil aus billigem Stoff zu nähen. Aber wenn ich schon Geld für Stoff ausgebe, will ich das Ergebnis im Zweifel auch tragen wollen. Also gleich ran an den richtigen Stoff! Ein schwarzer Interlock-Jersey und königsblaue Spitze lagen ja bereit.

Bei der Schnittmusteranpassung habe ich schließlich (vermeintlich großzügig) 8 cm Länge im Oberteil und 10 cm an den Beinen zugegeben und drauflosgenäht. Nach dem Nähen beider Einzelteile kam der spannende Moment – und die Ernüchterung: Wenn von Hose und Oberteil zusammengenommen noch einmal ca. 5 cm für den Tunnelzug verschwinden, stehe ich vor dem selben Problem wie bei käuflichen Jumpsuits.

Wäre ja auch zu einfach gewesen. Also doch Impro-Nähen und das Oberteil mit einem 5 cm breiten Streifen noch einmal verlängern. Daraus im nächsten Schritt den innenliegenden Tunnelzug zu basteln, war etwas fummeliger als im Originalschnitt vorgesehen und würde prüfenden Blicken eines Experten nicht standhalten. (Ich habe mir beim Nähen immer vorgestellt, was die Jury bei The Great British Sewing Bee jetzt dazu sagen würde…)

Und wie man auf den Fotos sieht, waren 10 cm zusätzliche Beinlänge auch keineswegs üppig. Schockiert es nur mich, dass ich statt 18 cm in der Gesamtlänge eher 30 cm hätte addieren sollen!?

Endlich ein Spielzimmer!

Nähprojekte verliefen bei mir bislang so: Schneidematte und Stoff unter dem Bett hervorholen (ersteres befand sich auf, zweiteres in einer Unterbettkommode), Schneidematte auf den Schreibtisch legen (der war damit voll), Stoff so geschickt falten bzw. zurechtschieben, dass das Schnittmusterteil richtig zu liegen kommt, mit etwas Hampelei den Rollschneider um das Schnittmuster bewegen (der Schreibtisch war nur von einer Seite zugängig), zugeschnittene Teile auf dem Bett zwischenlagern. Wenn alles zugeschnitten war, die Nähmaschine und die Overlock auf dem Schreibtisch aufbauen (Schreibtisch wieder voll) und zur Benutzung der Overlock das Pedal der Nähmaschine ausstöpseln und das Kabel zur Seite drapieren, um nicht mit den Füßen zwischen den Kabeln zu hängen.

Neuerdings sieht Nähen aber so aus:

Ich habe endlich ein eigenes »Spielzimmer« mit einem großen Arbeitsplatz. 2,50m Spanplatte aus dem Baumarkt sorgen für genügend Manövrierfläche, sodass Zuschneiden und abwechselndes Nähen an zwei Maschinen kein Problem mehr ist.

Doch nicht nur die Arbeitsfläche hat sich exorbitant vergrößert, auch die Organisation und Aufbewahrung des ganzen Zubehörs ist deutlich übersichtlicher geworden. Mit einem zusätzlichen Schubladenschränkchen vom Möbelschweden und einer aus der alten Küche mitgebrachten Magnetleiste herrscht jetzt praktische Zugänglichkeit, wo vorher (zwar sortierte) Plastikkisten und eine große Schublade reichen mussten. Auch die Stoffvorräte sind ins Blickfeld gerückt, wobei sich die Schuhboxen von besagtem schwedischem Möbelhaus schon vorher als Aufbewahrungslösung bewährt hatten:  überschaubar hohe Stapel, geschützt vor Staub, aber sichtbar – ideal also.

Was da übrigens oben auf meinem Nähtisch ausgebreitet ist, zeige ich im nächsten Post…

Ballettkleidung ausgemistet und zu verschenken

Ja, ich habe ganz schön viele Ballettklamotten. Mittlerweile ist es mir ebenso peinlich, auf die Frage „neues Trikot?“ mit „ja“ zu antworten wie mit „nein“. Oft genug stimmt es leider, aber wenn nicht, zeigt es doch, dass mein Schrank so voll ist, dass meine Mittänzer den Überblick verloren haben.

Da ein Umzug immer ein guter Grund ist, sich von Dingen zu trennen, man aber bei der Altkleidersammlung mit Balletttrikots vermutlich nicht viel anfangen kann, habe ich beschlossen, hier öffentlich auszumisten. Ich verschenke diese Klamotten, an den jeweils ersten, der in den Kommentaren „hier“ schreit und Interesse an einem Teil bekundet. Alle Trikots sind in gutem Zustand, einige habe ich nur wenige Male getragen, weil sie bei mir von der Passform doch nicht ganz ideal saßen, und ich würde mich freuen, wenn sie woanders eine zweite Chance bekämen.

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  1. Nylon-Trikot in bordeaux
    Größe: vermutlich L
    Marke: unbekannt
    Vorne mit eckigem Halsausschnitt, hinten V-förmig mit Raffung
    Ein sehr geliebtes, aber nun doch lange nicht getragenes Teil…


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  2. Mikrofaser-Trikot in Fuchsia
    Größe: XL
    Marke: Capezio
    Überkreuzte Rückenpartie
    Material: 92 % Nylon, 8 % Elastan


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  3. Mikrofaser-Trikot in anthrazit
    Größe: XL
    Marke: Move
    Angeschnittene Ärmel, Überkreuzte Brustpartie mit Verzierung, Clip-Verschluss am Rücken
    Sehr schönes Trikot, das leider für meine Körperlänge (1,89m) doch etwas zu kurz ist.
    Material: 78 % Nylon, 22 % Elastan
    (Die Darstellung auf dem Foto ist nicht ganz farbecht.)


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  4. Baumwoll-Samt-Trikot in bordeaux
    Größe: XL
    Marke: Sansha
    Zweigeteiltes Trikot mit Samt-Oberteil und Baumwoll-Unterteil und Spaghetti-Trägern
    Material: 92 % Baumwolle, 8 % Elastan


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  5. Mikrofaser-Trikot in magenta
    Größe: L
    Marke: Plume
    Überkreuzte Träger auf dem Rücken
    Material: 86 % Tactel, 14 % Elastan
    (Die Farbe ist in Natura noch etwas knalliger als auf dem Foto)


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  6. Mikrofaser-Rock in schwarz
    Größe: L/XL
    Marke: TCM
    Kein klassischer Ballettrock, sondern eher aus dem Fitness-Bereich
    wird seitlich geknotet

Wer nun also Interesse hat, schreibt mir einfach einen Kommentar hier oder eine Mail.

P.S.: Kudos für die Idee an Nelly von Knit two, Pointe two, bake two together!

Reiselust trifft Nähsucht: ein Reiseetui aus SnapPap

SnapPap ist – neben Korkstoff – das große neue Ding unter den Nähnerds. Als veganes Leder angepriesen, fühlt es sich eher an wie Pappe, ist aber ein wahres Wundermaterial: Man kann es waschen, bedrucken, bemalen, beplotten, färben und natürlich vernähen. Das wollte ich natürlich auch unbedingt mal ausprobieren.

Ich habe mich für meine ersten Versuche mit dem Material für die Variante in hellbraun entschieden, weil ich mir einen lederähnlichen Look versprach. Nun gleicht es zwar auch optisch eher Pappe, aber das kann ja auch chic sein (man denke an Retro-Notizhefte, die ja auch beliebt sind).

Da gerade die Urlaubsplanung für den Sommer in vollem Gange ist, habe ich mir ein Reiseetui ausgedacht, in dem zwei Reisepässe, Flugtickets, Hotelzimmer- oder sonstige Karten und Ausdrucke wichtiger Reiseunterlagen Platz haben. Dafür sollte das stabile SnapPap schließlich gut geeignet sein und man muss nichts verstürzen, verstärken oder versäubern.

Ausgehend von den Maßen zweier Reisepässe und der Breite einer DIN-A4-Seite habe ich folgenden Schnitt ausgetüftelt:

Da alle Nähte sichtbar sind, muss man vorher genau überlegen, was in welcher Reihenfolge woran genäht werden muss. Mein Masterplan lautete daher wie folgt:

  1. Kam Snaps anbringen: für den Verschluss einen Teil des Snaps auf einer kleinen Lasche (oben nicht im Bild, bei mir ca. 2 x 5 cm groß) anbringen. Das Gegenstück auf der Vorderseite montieren und dabei nicht so blöd sein, den Snap mit dem schönen Cap nach oben anzubringen (ich weiß, warum ich darauf hinweise!). Das ist ein wenig tricky, weil man das SnapPap eng zusammenrollen muss, um mit der Zange an die Position des Snaps zu kommen.
  2. Die Lasche in der hinteren Klappe „versenken“: Dazu die Mitte ausmessen und mit einem Cutter einen Schlitz passender Länge in den Falz schneiden.
  3. Verzierung der Vorderseite: Ich habe mich dafür entschieden, die Vorderseite mit Goldgarn zu besticken. Das ist natürlich nur möglich, bevor die Klappe innen befestigt wird. Verzierungen, die also auf die Innenseite „durchschlagen“ sollten tunlichst jetzt vorgenommen werden. (Besticken ist bei SnapPap übrigens so eine Sache: Da das Material dabei so häufig perforiert wird, muss sich noch zeigen, ob die Idee nicht eher blöd war…)
  4. Flugticket-Einschub anbringen: dieses Fach wird zu diesem Zeitpunkt nur vertikal angenäht. Dazu eventuell mit etwas Wondertape / Stylefix fixieren und unten akkurat an der Kante ausrichten.
  5. Kartenfächer anbringen: Das SnapPap-Stück für die Kartenfächer muss zunächst in vier gleiche Teile unterteilt werden. Wenn man das auf Anhieb hinbekommt, hat man auch nicht die falschen Markierungen im Bild. Anschließend auch dieses Teil vertikal kurz hinter dem Falz festnähen und die Lasche mit dem Kam Snap dabei miterfassen. Anschließend entlang der oberen und unteren (aber NICHT der mittleren) Markierung das Kartenfach an die Rückklappe nähen.
  6. Reisepassfächer trennen: Nun folgt die mittlere Naht, die durch die Kartenfächer, die Reisepassfächer und die Rückseite des Etuis geht. Bei der Wahl des Garns solltet ihr euch daher überlegen, welchen Spulenfaden ihr einsetzt, da der nachher von außen auf der Rückseite sichtbar sein wird.
  7. Last but not least: oben und unten jeweils mit einer durchgehenden Naht alle Teile (Vorder- bzw. Rückseite mit den jeweiligen Klappen und Fächern) knappkantig (!) zusammen nähen.

FERTIG!  

Reiseetui Snappap Vorderseite Kakakiri

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Flesh and Bone – eine Serienkritik

Center Stage, Billy Elliott, Black Swan – fiktionale Ballettfilme kann man beinahe an einer Hand abzählen. Noch sparsamer sieht es an der Serienfront aus: Seit der ZDF-Weihnachtsserie Anna von 1987 kam nicht mehr viel. Umso neugieriger waren Junkies wie ich natürlich auf die Miniserie Flesh and Bone, die im November 2015 in den USA beim Sender starz lief.

Zum Bingewatching kam ich leider nicht, sodass ich gestern erst die letzte der acht einstündigen Folgen schauen konnte. Und spätestens nach dieser Folge war klar, dass hier eine Kritik fällig wird.

Ein Fazit in fünf Punkten:

  1. Offenbar ist die Ballettwelt uninteressant, wenn nicht alle Akteure irgendeinen Psychoknacks haben: Die Hauptfigur Claire ist psychisch labil und arbeitet sich an ihrer Vergangenheit samt inzestuösem Verhältnis zu ihrem Bruder ab, der Künstlerische Leiter der Ballett-Compagnie ist manisch, es gibt die koksende, intrigante Primaballerina, die Essgestörte,  die Nebenbei-Stripperin, die Suizidale, einen Obdachlosen mit seherischen Fähigkeiten,…
  2. Realität und Fiktion liegen oft nah beieinander: Während „cattle calls“ wie bei Claires Vortanzen in Folge 1 üblich sind, ist es wenig wahrscheinlich, dass Tänzer bei einer solchen Audition eine Solo-Variation tanzen sollten.
  3. Indem die Autoren in einer Folge suggerieren, Tänzer müssten auch mal für sexuelle Gefälligkeiten zur Verfügung stehen, um die finanzielle Zuwendung eines Mäzens zu sichern, haben sie das Ziel der Glaubwürdigkeit jedenfalls meilenweit verfehlt.
  4. In der letzten Folge auch noch die (ins Reich der Legenden gehörenden) Glasscherben in den Spitzenschuhen der Hauptfigur auszugraben, sieht wirklich aus, als arbeite jemand die Klischee-Checkliste Punkt für Punkt ab.
  5. Wenn schließlich noch der Mal-Freund-mal-Freak-Obdachlose am Ende als Drachentöter in Kronkorkenrüstung auftritt, ist man froh, dass dann auch Schluss ist.

Sollte man „Flesh and Bone“ trotzdem schauen? Wer keinen Spaß an Tanz hat, findet sicherlich wenig Anreiz, dran zu bleiben. Für alle Ballettfreunde sei gesagt, dass die Besetzung immerhin aus echten Tänzern besteht: Sarah Hay alias Claire Robbins war Tänzerin des Semperoper-Balletts, der männliche Principal ist Sascha Radetsky (Solist des ABT) und als Choreograf steckt Ethan Stiefel (auch nicht-Ballettratten als Cooper Nielson aus „Center Stage“ bekannt) hinter der Serie. Man kann die Ballett-Szenen also schauen, ohne sich vor Schmerzen zu winden (wie kürzlich beim Tatort). Wem das nicht reicht, der muss weiter warten auf die Serie, die ohne diese Ballett-Klischees auskommt.

Pärchen-Handschuhe für kalte Winterspaziergänge

Man kennt das: Bei Winterspaziergängen muss man sich entscheiden – warme Finger oder Händchen halten mit der besseren Hälfte. Beides geht irgendwie nicht. Ein Handschuh für zwei verschränkte Hände wäre die Lösung. Und das müsste sich doch nähen lassen. Eine kurze Pinterest-Recherche nach Pärchen-Handschuhen ergibt dann auch, dass die Idee nicht neu ist, bisher aber hauptsächlich Strickanleitungen dazu kursieren.

Also habe ich selbst einen Entwurf gemacht. Die Herzform hat natürlich einen gewissen *hach*-Faktor, bietet sich aber für zwei verschränkte Hände auch einfach an. Mit der Formenpalette aus Word, Microsoft Paint und meinen großartigen Bildbearbeitungs-Fähigkeiten habe ich ein Schnittmuster gebastelt, das ich hier auch zum Download anbiete. Natürlich kann man es sich auch in beliebiger Größe ganz einfach selbst erstellen.

Materialbedarf

  • ca. 30 cm * 120 cm kuscheliger Stoff
  • ca. 10 cm Bündchen (oder alte Socken, Erklärung s. u.)
  • ggf. Material zum Verzieren
  • Schnittmuster

Anleitung

Weil diese Handschuhe ja nicht so eng anliegen werden wie normale Fingerhandschuhe und ich eine notorische Frostbeule bin, habe ich mich gleich entschieden, sie mit einem Innenfutter zu nähen. (Eignet sich hervorragend zur Stoffreste-Vernichtung, weil man vom Futter nichts sehen wird.) Man muss das Herz dafür also viermal im Bruch zuschneiden: zweimal aus dem Oberstoff und zweimal als Futter (Sweat oder Fleece bietet sich hier an).

Die beiden Innenteile legt man so aufeinander, dass die kuschligen Stoffseiten innen sind. Nun außen zunähen und nur die beiden Eingriffe (zwischen den roten Markierungen) offen lassen. Das Innenteil nicht wenden.

Die Innenteile mit den kuscheligen Seiten innen zusammen nähen

Die Innenteile mit den kuscheligen Seiten innen zusammen nähen

Die Außenteile kann man entweder erst noch mit Applikationen, Webbändern oder sonstigem Schnickschnack verzieren oder direkt rechts auf rechts nach dem gleichen Prinzip zusammennähen. Die Nahtzugabe an der Spitze des Herzens am Besten etwas zurückschneiden und oben ein wenig einknipsen, dann lässt es sich nach dem Wenden besser ausformen. Nun durch eine Eingriffsöffnung wenden.

Die Nahtzugabe an der Spitze des Herzes zurückschneiden

Die Nahtzugabe an der Spitze zurückschneiden

Jetzt steckt man das Innenteil durch die Armöffnung in das Außenteil und bringt die beiden Öffnungen übereinander. Als Bündchen eignen sich alte Socken hervorragend: Selbst wenn die an der Sohle oder an den Zehen Löcher oder dünne Stellen haben, ist der Teil oberhalb der Ferse ja meist in guter Verfassung. Also einfach abschneiden und wiederverwerten – entweder direkt das Sockenbündchen nehmen oder den glatten Teil der Socke doppelt legen.

Die (Socken-)Bündchen mit der offenen Seite nach oben auf die Eingriffe stecken.

Die (Socken-)Bündchen mit der offenen Seite nach oben auf die Eingriffe stecken.

Jetzt kommt der fummeligste Teil: das Bündchen mit der offenenen (unversäuberten) Kante nach oben auf die Eingriffsöffnungen stecken. Nun alle drei Teile (Innenteil, Außenteil und Bündchen) mit einer Overlock- oder Zickzacknaht aneinander nähen. Damit die Naht nachher glatt liegt, habe ich sie noch abgesteppt.

Pärchen Handschuh kakakiri schwarzPärchen Handschuh kakakiri rot Fertig!

Nachtrag:

Pärchenhandschuhe Gebrauch kakakiri

Verschenkt und für gut befunden.

#twitspeare: Ein Shakespeare-Stück pro Monat

Ein Bekenntnis vorneweg: Man kann Anglistik studieren (zugegebenermaßen mit Schwerpunkt Linguistik), ohne ein einziges Seminar über Shakespeare zu belegen. Hätte ich nicht in der Schule „Macbeth“ gelesen und später immerhin noch den „Sommernachtstraum“ und „Was ihr wollt“ auf der Bühne gesehen (letzteres beim grandiosen Shakespeare in the Park auf der Open-Air-Bühne im New Yorker Central Park – aber das wäre eine eigene Geschichte), wäre ich nun Shakespeare-freie Anglistin. (Wobei man offenbar auch Künstlerische Leiterin des Globe Theatre werden kann, ohne Shakespeares Werke gelesen zu haben…)

Nun ergibt sich allerdings eine günstige Gelegenheit, diese Bildungslücke zu verkleinern: In diesem Jahr wird der 400. Todestag von Shakespeare begangen und Katrin hat dazu das Projekt #twitspeare angestoßen:  Jeden Monat ein Shakespeare-Stück lesen und darüber twittern. Das ist wieder so ein Jahresprojekt, das einem potenziell Stress bereiten kann. Wer aber bei Bedarf eine Runde aussetzt, wird wohl nicht gleich geächtet.

Die Shakespeare-Gesamtausgabe bekommt man als E-Book ja kostenlos,  auch wenn eine gedruckte Ausgabe im Regal natürlich mehr hermachen würde. Los geht’s mit „Much ado about nothing“. Und mit dem Stress. Denn noch liegt ein anderes angefangenes Buch auf dem Bücherstapel oben und der Januar ist ja schon elf Tage alt.

Wer noch mitmachen will: Mitleser und -twitterer sind jederzeit willkommen. Einfach hier entlang:


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