Man kann sich das Leben natürlich leicht machen, aber manchmal ist komplizierter halt auch schöner. Denn einen fertigen Wickelauflagen-Bezug kaufen, kann ja jeder. Insbesondere, wenn man eine schnöde Auflage vom blau-gelben Einrichtungsschweden nimmt.
Ich hatte mir also vorgenommen, selbst einen Bezug für die Auflage „Vädra“* zu nähen (siehe To-sew-list). Dafür habe ich einen Baumwollstoff und einen speziellen Frotteestoff mit laminierter Unterseite von Snaply* gewählt.
Für die Unterseite habe ich einen ganz einfachen weißen Baumwollstoff verwendet. Damit die Oberseite noch etwas weicher wird und die Kunststoffoberfläche der Wickelauflage nicht mehr bei jeder Berührung nach Plastik klingt, habe ich die Oberseite zusätzlich wattiert und dazu eine Zwischenschicht aus Nesselstoff eingebaut.
Da ich mir bei der Schnittmuster-Erstellung zugegebenermaßen einige Knoten ins Hirn gewunden habe, versuche ich mich an einer Anleitung und stelle außerdem mein Schnittmuster als Freebie (yeah!) zur Verfügung.
Benötigtes Material
Ich habe wie gesagt mit drei verschiedenen Stoffen für Auflagefläche, Seiten und Rückseite gearbeitet und zudem die wattierte Schicht auf Nesselstoff ergänzt. Wenn ihr den Wickelauflagen-Bezug anders aufteilen wollt, weichen eure Bedürfnisse ggf. hiervon ab:
- Oberstoff 1 (bei mir grauer Baumwollstoff mit Bärchen): 80 cm
- Oberstoff 2 (bei mir grauer Frottee mit wasserdichter Unterseite): 80 cm
- Unterstoff (bei mir weißer Baumwollstoff): 80 cm
- ggf. Nesselstoff oder anderer einfacher Baumwollstoff für die Zwischenlage: 90 cm
- Volumenvlies, wenn ihr den Bezug auch polstern wollt: 80 cm (Hier kann ich nicht genauer spezifizieren, was ich verwendet habe, da ich tatsächlich einen Rest aus Omas Beständen genutzt habe – original in einer Kaufhof-Tüte geschätzt aus den 80ern aufbewahrt! ?)
- je nach Wunsch: ca. 40 cm Klettband
Zuschnitt
Für alle nicht rechteckigen Teile könnt ihr hier das Schnittmuster herunterladen:

Darüberhinaus benötigt ihr folgende Teile (Angaben inkl. Nahtzugabe):
- Oberstoff 2: 72 * 35 cm
- Unterstoff: 72 * 50 cm und 19 * 50 cm
- Zwischenstoff: 90 * 74 cm. Schneidet hier jeweils aus der rechten und linken oberen Ecke ein Quadrat mit der Größe 9 * 9 cm aus.
- Volumenvlies: 81 * 74 cm
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Oberteil nähen

Näht zunächst die beiden Seitenteile und das Kopfteil rechts auf rechts an das Mittelteil wie oben in der schematischen Darstellung skizziert. Lasst hierzu am Anfang bzw. Ende jeder Naht 1 cm Nahtzugabe offen. (Bei den Schnittmuster-Teilen zum Download müsst ihr die Nahtzugabe selbst ergänzen!) Verbindet als nächstes die beiden Seitenteile mit dem Kopfteil, indem ihr die schrägen Kanten und die auf der Darstellung im rechten Winkel zueinander gezeigten Kanten rechts auf rechts zusammennäht. So entsteht die Form, die ihr nachher braucht, um die Ecke der Wickelauflage zu bilden. Das Mittelteil sollte vorne einige cm länger sein als die Seitenteile. Das ist beabsichtigt und wird nun im nächsten Schritt ausgeglichen: Auch hier solltet ihr die Naht 1 cm vor der Stoffkante der Seitenteile verriegelt haben.
Nun näht ihr die beiden kleinen Frontstücke an Mittel- und Seitenteil. Dabei stößt jeweils die kürzeste Kante an das Mittelteil. Legt das Frontstück dazu so an, dass dort, wo es auf das Seitenteil stößt, wieder genug Nahtzugabe bleibt, um diese Teile anschließend zu verbinden. Schließt zunächst die kurze Naht zwischen Mittelteil und Frontstück. Anschließend könnt ihr den Rest wie folgt verbinden: Steckt das Frontstück mit der Schräge rechts auf rechts an das Seitenteil. Wenn ihr den nächsten Winkel erreicht, faltet das Seitenteil weiter an der Kante des Frontteils entlang und wiederholt das auch an der nächsten Ecke. Hier müsst ihr innerhalb des rechten Winkels der Nahtzugabe den Stoff ordentlich zur Briefecke falten. Auf der Vorderseite wird man hiervon dann später nichts sehen. Drei Kanten des Frontstücks sollten nun also mit dem Seitenteil verbunden sein, die vierte kurze Kante stößt ans Mittelteil.
Zwischenschicht mit Vlies nähen
Als nächstes legt euer Vlies so auf den Zwischenstoff, dass es jeweils mit den eingeschnittenen Ecken oben abschließt. (Die hintere Außenkante der Wickelauflage muss ja nicht gepolstert werden.)

Nun wird die Ecke der Zwischenschicht genäht, indem ihr die beiden kurzen Kanten oben zusammenklappt und dabei das Vlies mitfasst. So kann es schon mal nicht mehr verrutschen. Anschließend werden Oberteil und Zwischenschicht miteinander verbunden. Steckt dazu die oberen Ecken beider Lagen ineinander und steckt euch Stecknadeln entlang der Nähte, die Seitenteile, Kopf- und Mittelteil verbinden.

Näht im Nahtschatten dieser Nähte einmal durch alle Stoff- und Polsterlagen. Nun sind Ober- und Zwischenschicht sicher miteinander verbunden und das Volumenvlies sollte auch beim Waschen an Ort und Stelle bleiben.
Unterseite vorbereiten
Die Unterseite wird mit einem Hotelverschluss verschlossen, den ich zusätzlich mit einem Klettband versehen habe. Das kann man sich aber auch sparen, da ja eh nicht viel verrutschen kann. Dazu faltet ihr jeweils eine der beiden 50 cm langen Kanten von beiden Unterteilen zweimal um einen Zentimeter nach innen und steppt knappkantig daran entlang. Legt nun die beiden Stoffteile mit den umgenähten Kanten überlappend vor euch und richtet die Teile so aus, dass die Gesamtlänge am Ende 76 cm beträgt.
Wenn gewünscht, bringt jetzt das Klettband an: Dazu markiert ihr euch jeweils die Kante des Gegenteils auf euren beiden Unterseiten und messt anschließend die Mitte zwischen Kante und Markierung aus. Dort bringt ihr auf beiden Seiten euer Klettband an – achtet darauf, dass die eine Klettseite auf der rechten Stoffseite und die andere auf der linken Stoffseite liegen muss. Fixiert das Klettband nach Wunsch mit Wondertape o. ä. und näht es knappkantig an. Nun könnt ihr die beiden Rückseitenteile mit dem Klettband aufeinander heften, ohne dass es verrutscht.
Falls ihr das Klettband weglasst, müsst ihr die beiden Teile mit Stecknadeln aufeinanderstecken und die Gesamtlänge 76 cm dabei einhalten.
Ober- und Unterteil verbinden
Nun wird im letzten Schritt die Unterseite mit der gepolsterten Oberseite verbunden. Legt dazu die Unterseite rechts auf rechts auf die Oberseite. Die Unterseite wird schmaler und kürzer sein als die Oberseite. Das ist richtig so, weil ja das Oberteil über die Randerhöhungen der Wickelauflage passen muss. Steckt nun das Unterteil auf das Oberteil, indem ihr zunächst die Ecken fixiert und dann die Strecken dazwischen mit Nadeln oder Stoffklammern pinnt. Wenn ihr an die beiden Frontteile kommt, habe ich den Nesselstoff der Zwischenschicht einfach möglichst ordentlich in Falten gelegt, um eine glatte Nahtkante zu erhalten. Man kann sich damit sicher auch mehr Mühe machen und auch fürs Zwischenteil akkurat zugeschnittene Frontstücke einarbeiten – das schien mir allerdings übertrieben.
Ist alles festgesteckt, näht ihr einmal ringsherum. Ich habe diese Naht – wie einige der anderen langen Kanten – aus Bequemlichkeit mit der Overlock genäht. Das geht schneller und spart das Versäubern. Andernfalls würde ich euch empfehlen, die Stoffkanten von Ober- und Unterteil zuvor mit einem Zickzackstich der Nähmaschine zu versäubern, damit sie sich auch beim Abnehmen und Waschen des Bezugs nicht auflösen.
Wickelauflagen-Bezug überziehen

Nun kommt der letzte Schritt, bei dem ich zugegebenermaßen dachte, ich hätte total gefailt: Die Wickelauflage muss in den Bezug. Da die Öffnung im Bezug ja aber nur so breit ist wie die Wickelauflage, diese aber auch noch eine gewisse Höhe hat, scheint das nicht zu passen. Ich habe die Auflage dann schließlich doch – gegen ihren Widerstand – beherzt zusammengedrückt und so in den Bezug hineinbekommen.

Falls jemand eine bessere Idee hat, wie man die Öffnung für die Auflage gestalten kann, schreibt sie gerne für mich und alle anderen in die Kommentare!

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*Produktnennung (unbezahlte Werbung)