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Schlagwort: Tutorial

Mellie von Pattydoo: das Schnittmuster beim Wickel gepackt

Als damals in der Schule beim Berufseignungstest herauskam, dass ich eigentlich alles machen könnte, außer vielleicht Architekt oder Chirurg zu werden, fand ich dieses Urteil über mein räumliches Vorstellungsvermögen ungerecht. Ich habe den Rat dann zwar dennoch befolgt, wenn auch wohl nicht aufgrund dieses Tests…

Was das mit dem Schnittmuster zu tun hat, über das ich hier schreiben möchte? Nun ja, das Shirt „Mellie“ von Pattydoo hat mein räumliches Vorstellungsvermögen ordentlich auf die Probe gestellt: Es hat als besonderen Gimmick zwei überkreuzte Wickelteile vorne. Ich hatte im Pattydoo-Nähforum bei Facebook zwar schon verschiedentlich von Schwierigkeiten mit den Wickeln gelesen, aber erst nachfühlen können, woran es hakte, als ich mich selbst daran versuchte.

Dabei muss man wissen, dass die Pattydoo-Schnittmuster alle mit ausführlichen Videoanleitungen kommen, sodass man meinen sollte, dass etwaige Probleme damit lösbar sind. Aber mich hat ein Clou des Shirts dann doch schier zur Verzweiflung getrieben: Die Nähte, die Ärmel, Wickel und Vorderteil miteinander verbinden, sind nämlich nicht einfach Overlocknähte, die am Ende im Innern des Shirt liegen wie sonst üblich, sondern sie sollen mit der Nähmaschine genäht werden – und zwar so, dass die offenen Nahtkanten am Ende zwischen Vorderteil und Wickel versteckt sind.

Die entsprechende Stelle im Video habe ich wohl an die zehn Mal angeschaut, und immer scheiterte ich schon daran, nachzuvollziehen, wie die Teile des Shirts nun idealerweise vor mir auf dem Tisch angeordnet sein sollten. Nachdem ich eine Naht zum zweiten Mal aufgetrennt hatte, habe ich das Schwarmwissen der Facebook-Gruppe angerufen und dort auch einige Hinweise bekommen – allerdings nicht die ultimative Erklärung. Die habe ich schließlich selbst gefunden: Mit dem Abstand einiger Stunden habe ich das Video noch einmal angeschaut und hatte plötzlich eine Erkenntnis, die ich versuchen möchte hier zu erklären, denn vielleicht hapert es ja auch bei anderen an genau dieser Stelle.

Versuch einer Erklärung

Um den Ärmel sauber am Wickelteil zu fixieren, macht man eine ca. 3 cm lange Hilfsnaht. Dazu muss man zunächst den Wickel nach oben und dann von der Kante nach innen schlagen. Nachdem man die kurze Naht gesetzt hat, soll man den Ärmel über die gesamte Länge an den Wickel klammern und laut Video das Oberteil darüberschlagen. Doch genau hier ist der Haken! Was man im Video nämlich nicht sieht, ist, wie Ärmel und Wickel genau liegen müssen, bevor man das Oberteil hochklappt. Die Lösung bestand in meinem Fall darin, das Oberteil nicht über die drei Lagen des Wickels und des Ärmels zu schlagen, sondern darunter! Anders gesagt: Man muss alle Teile wieder so legen, wie es im Video gezeigt wird, bevor man die Hilfsnaht macht – also Wickel nach oben gelegt, Kante von Wickel und Vorderteil zur Mitte geklappt und Ärmel bündig auf dem Wickel. Es kommt also schließlich die linke Stoffseite des Vorderteils auf die linke Seite des Ärmels zu liegen. Hat man das einmal verstanden, läuft der Rest von ganz alleine.

Natürlich habe ich mich so über meinen Geistesblitz gefreut, dass ich versäumt habe, detaillierte Fotos von der Problemlösung zu machen. Es wird aber sicher nicht das letzte Shirt dieser Art bleiben, denn das Ergebnis gefällt mir ausgesprochen gut, und jetzt, wo ich den Trick einmal verstanden habe, sollte es beim nächsten Mal ja auch direkt funktionieren.

Shirt Mellie Pattydoo kakakiri

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kakakiri Pinterest Mellie Pattydoo Tipps zum Wickel

Reiselust trifft Nähsucht: ein Reiseetui aus SnapPap

SnapPap ist – neben Korkstoff – das große neue Ding unter den Nähnerds. Als veganes Leder angepriesen, fühlt es sich eher an wie Pappe, ist aber ein wahres Wundermaterial: Man kann es waschen, bedrucken, bemalen, beplotten, färben und natürlich vernähen. Das wollte ich natürlich auch unbedingt mal ausprobieren.

Ich habe mich für meine ersten Versuche mit dem Material für die Variante in hellbraun entschieden, weil ich mir einen lederähnlichen Look versprach. Nun gleicht es zwar auch optisch eher Pappe, aber das kann ja auch chic sein (man denke an Retro-Notizhefte, die ja auch beliebt sind).

Da gerade die Urlaubsplanung für den Sommer in vollem Gange ist, habe ich mir ein Reiseetui ausgedacht, in dem zwei Reisepässe, Flugtickets, Hotelzimmer- oder sonstige Karten und Ausdrucke wichtiger Reiseunterlagen Platz haben. Dafür sollte das stabile SnapPap schließlich gut geeignet sein und man muss nichts verstürzen, verstärken oder versäubern.

Ausgehend von den Maßen zweier Reisepässe und der Breite einer DIN-A4-Seite habe ich folgenden Schnitt ausgetüftelt:

Da alle Nähte sichtbar sind, muss man vorher genau überlegen, was in welcher Reihenfolge woran genäht werden muss. Mein Masterplan lautete daher wie folgt:

  1. Kam Snaps anbringen: für den Verschluss einen Teil des Snaps auf einer kleinen Lasche (oben nicht im Bild, bei mir ca. 2 x 5 cm groß) anbringen. Das Gegenstück auf der Vorderseite montieren und dabei nicht so blöd sein, den Snap mit dem schönen Cap nach oben anzubringen (ich weiß, warum ich darauf hinweise!). Das ist ein wenig tricky, weil man das SnapPap eng zusammenrollen muss, um mit der Zange an die Position des Snaps zu kommen.
  2. Die Lasche in der hinteren Klappe „versenken“: Dazu die Mitte ausmessen und mit einem Cutter einen Schlitz passender Länge in den Falz schneiden.
  3. Verzierung der Vorderseite: Ich habe mich dafür entschieden, die Vorderseite mit Goldgarn zu besticken. Das ist natürlich nur möglich, bevor die Klappe innen befestigt wird. Verzierungen, die also auf die Innenseite „durchschlagen“ sollten tunlichst jetzt vorgenommen werden. (Besticken ist bei SnapPap übrigens so eine Sache: Da das Material dabei so häufig perforiert wird, muss sich noch zeigen, ob die Idee nicht eher blöd war…)
  4. Flugticket-Einschub anbringen: dieses Fach wird zu diesem Zeitpunkt nur vertikal angenäht. Dazu eventuell mit etwas Wondertape / Stylefix fixieren und unten akkurat an der Kante ausrichten.
  5. Kartenfächer anbringen: Das SnapPap-Stück für die Kartenfächer muss zunächst in vier gleiche Teile unterteilt werden. Wenn man das auf Anhieb hinbekommt, hat man auch nicht die falschen Markierungen im Bild. Anschließend auch dieses Teil vertikal kurz hinter dem Falz festnähen und die Lasche mit dem Kam Snap dabei miterfassen. Anschließend entlang der oberen und unteren (aber NICHT der mittleren) Markierung das Kartenfach an die Rückklappe nähen.
  6. Reisepassfächer trennen: Nun folgt die mittlere Naht, die durch die Kartenfächer, die Reisepassfächer und die Rückseite des Etuis geht. Bei der Wahl des Garns solltet ihr euch daher überlegen, welchen Spulenfaden ihr einsetzt, da der nachher von außen auf der Rückseite sichtbar sein wird.
  7. Last but not least: oben und unten jeweils mit einer durchgehenden Naht alle Teile (Vorder- bzw. Rückseite mit den jeweiligen Klappen und Fächern) knappkantig (!) zusammen nähen.

FERTIG!  

Reiseetui Snappap Vorderseite Kakakiri

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Pärchen-Handschuhe für kalte Winterspaziergänge

Man kennt das: Bei Winterspaziergängen muss man sich entscheiden – warme Finger oder Händchen halten mit der besseren Hälfte. Beides geht irgendwie nicht. Ein Handschuh für zwei verschränkte Hände wäre die Lösung. Und das müsste sich doch nähen lassen. Eine kurze Pinterest-Recherche nach Pärchen-Handschuhen ergibt dann auch, dass die Idee nicht neu ist, bisher aber hauptsächlich Strickanleitungen dazu kursieren.

Also habe ich selbst einen Entwurf gemacht. Die Herzform hat natürlich einen gewissen *hach*-Faktor, bietet sich aber für zwei verschränkte Hände auch einfach an. Mit der Formenpalette aus Word, Microsoft Paint und meinen großartigen Bildbearbeitungs-Fähigkeiten habe ich ein Schnittmuster gebastelt, das ich hier auch zum Download anbiete. Natürlich kann man es sich auch in beliebiger Größe ganz einfach selbst erstellen.

Materialbedarf

  • ca. 30 cm * 120 cm kuscheliger Stoff
  • ca. 10 cm Bündchen (oder alte Socken, Erklärung s. u.)
  • ggf. Material zum Verzieren
  • Schnittmuster

Anleitung

Weil diese Handschuhe ja nicht so eng anliegen werden wie normale Fingerhandschuhe und ich eine notorische Frostbeule bin, habe ich mich gleich entschieden, sie mit einem Innenfutter zu nähen. (Eignet sich hervorragend zur Stoffreste-Vernichtung, weil man vom Futter nichts sehen wird.) Man muss das Herz dafür also viermal im Bruch zuschneiden: zweimal aus dem Oberstoff und zweimal als Futter (Sweat oder Fleece bietet sich hier an).

Die beiden Innenteile legt man so aufeinander, dass die kuschligen Stoffseiten innen sind. Nun außen zunähen und nur die beiden Eingriffe (zwischen den roten Markierungen) offen lassen. Das Innenteil nicht wenden.

Die Innenteile mit den kuscheligen Seiten innen zusammen nähen

Die Innenteile mit den kuscheligen Seiten innen zusammen nähen

Die Außenteile kann man entweder erst noch mit Applikationen, Webbändern oder sonstigem Schnickschnack verzieren oder direkt rechts auf rechts nach dem gleichen Prinzip zusammennähen. Die Nahtzugabe an der Spitze des Herzens am Besten etwas zurückschneiden und oben ein wenig einknipsen, dann lässt es sich nach dem Wenden besser ausformen. Nun durch eine Eingriffsöffnung wenden.

Die Nahtzugabe an der Spitze des Herzes zurückschneiden

Die Nahtzugabe an der Spitze zurückschneiden

Jetzt steckt man das Innenteil durch die Armöffnung in das Außenteil und bringt die beiden Öffnungen übereinander. Als Bündchen eignen sich alte Socken hervorragend: Selbst wenn die an der Sohle oder an den Zehen Löcher oder dünne Stellen haben, ist der Teil oberhalb der Ferse ja meist in guter Verfassung. Also einfach abschneiden und wiederverwerten – entweder direkt das Sockenbündchen nehmen oder den glatten Teil der Socke doppelt legen.

Die (Socken-)Bündchen mit der offenen Seite nach oben auf die Eingriffe stecken.

Die (Socken-)Bündchen mit der offenen Seite nach oben auf die Eingriffe stecken.

Jetzt kommt der fummeligste Teil: das Bündchen mit der offenenen (unversäuberten) Kante nach oben auf die Eingriffsöffnungen stecken. Nun alle drei Teile (Innenteil, Außenteil und Bündchen) mit einer Overlock- oder Zickzacknaht aneinander nähen. Damit die Naht nachher glatt liegt, habe ich sie noch abgesteppt.

Pärchen Handschuh kakakiri schwarzPärchen Handschuh kakakiri rot Fertig!

Nachtrag:

Pärchenhandschuhe Gebrauch kakakiri

Verschenkt und für gut befunden.

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