Hier war es sehr lange sehr still. Bei 35° Außentemperatur ist es heute im Arbeitszimmer jedoch am Angenehmsten und endlich Zeit für ein kleines Update. Nach Weihnachten war ich beruflich die nächsten Monate so eingespannt, dass einfach keine Zeit zum Bloggen blieb. Untätig war ich aber in der wenigen freien Zeit, die noch blieb, nicht.
Neue Social-Media-Kanäle
Im März konnte ich schon den zweiten Etsy-Geburtstag meines kleinen Ballettrock-Unternehmens feiern. Da aus diesem Experiment eine stetige Nebenbeschäftigung geworden ist, hatte ich mich schon Ende des Jahres 2018 entschieden, auch im Social-Media-Bereich meine privaten Kanäle und die kakakiri-Ballettröcke etwas voneinander zu trennen. Dazu habe ich einen eigenen Instagram-Account und eine zugehörige Facebook-Seite eröffnet, auf denen nun neue Produkte, gelegentliche Angebots-Aktionen und Einblicke in meine Werkstatt zu finden sind:
Wer mir weiterhin privat auf Instagram folgen möchte, kann das natürlich gerne tun. Dort finden sich nun nur noch gelegentliche Hinweise auf meine Ballettrockproduktion und überwiegend private Bilder.
Neue Designs
Auch bei der Entwicklung von neuen Designs war ich nicht untätig und so sind in den letzten Monaten einige neue Modelle in den Shop gewandert – und teilweise auch bereits wieder heraus. Neu sind insbesondere verschiedene Varianten von Ballettröcken sowie Aufwärmkleidung für Kinder und Erwachsene. All dies ist nun ebenfalls in meinem Etsy-Shop zu finden:
Ballerina-Sweater mit überschnittenen Armen
Fake-Wickelrock für Kinder
kurzer Ballettrock mit Gummibund für Kinder
Kinder-Ballettrock mit kleinen Tänzerinnen
Mädchen-Shorts mit Ballerinas
Kinder-Ballettrock mit Farbverlauf
knielanger Tellerrock mit Farbverlauf
Tellerrock im Ombré-Look
doppellagiger Ballettrock mit Spitze
knielanger Ballettrock mit Farbverlauf
knielanger Ballettrock mit Farbverlauf
Gerade ist die nächste Stofflieferung eingetroffen und pünktlich zum Sommer wird es wieder einige blumige Modelle in frischen Farben geben.
Auch an anderer Stelle wird sich in den kommenden Monaten noch einiges verändern, worüber ich hier dann in einem nächsten Blogpost berichten werde.
Bis dahin freue ich mich über Likes für meine neuen Kanäle!
Kommt! einen Ringel-, einen Feensang! Dann auf das Drittel ’ner Minute fort! Ihr, tötet Raupen in den Rosenknospen! Ihr andern führt mit Fledermäusen Krieg, Bringt ihrer Flügel Balg als Beute heim, Den kleinen Elfen Röcke draus zu machen!
William Shakespeare: »Ein Sommernachtstraum«
Nicht aus Fledermausflügeln, sondern aus Chiffon waren die Röcke, die ich im vergangenen Jahr für eine Ballettaufführung nähen durfte: Von Röcken mit Farbverlauf wie diesem in meinem Etsy-Shop inspiriert, kontaktierte mich die Ballettschule Hoefer in Pulheim , ob ich solche Röcke auch in größerer Zahl als Kostüme anfertigen könnte.
Die Feen, Elfen und Geister des Waldes in einer Aufführung von Shakespeares „Sommernachtstraum“ wurden so zu meinem Projekt. Gemeinsam mit der Ballettschule entwickelte ich die Ideen für drei unterschiedliche Kostüme aus korrespondierenden Stoffen:
Für die Elfen – die Gruppe der Zwölfjährigen – sollte es ein Empire-Kleidchen mit eingearbeitetem Trikot sein. Die Feen (14-15-Jährige) würden einen „gewöhnlichen“ Ballettrock mit dazu passendem (nicht von mir genähtem) Trikot tragen und für die Geister (16-18-Jährige) haben wir gemeinsam ein luftiges Kleid mit „Vokuhila“-Schnitt ausgetüftelt.
Elfen-Kostüm #1
Elfen-Kostüm #2
Feen-Rock
Feen-Rock
Geister-Kleid
Geister-Kleid
In einigen Wochen und Monaten habe ich dann insgesamt 40 Kostüme in zwei Farbkonstellationen genäht: Ein Teil der Gruppe trug jeweils kräftiges Gelb-Grün und ein anderer den eher gedeckten Farbverlauf in Oliv-Gelb. Die Handhabung von Stoffbahnen dieser Ausmaße war dabei nicht die einzige Herausforderung, der ich mich gegenüber sah!
Elfen tragen Empire-Kleidchen
Das Schnittmuster für das Empire-Kleidchen der Elfen habe ich selbst entwickelt und dafür als Grundlage das Freebook für einen Kinder-Badeanzug verwendet. Den habe ich so abgewandelt, dass er nicht mehr asymmetrisch war, die Rüschenverzierung weggelassen und stattdessen eine Teilung unter der Brust eingefügt, an der der Rock angesetzt ist. Das Rockteil besteht aus einem simplen Trapez, das vorne und hinten identisch gearbeitet ist.
Ein erstes Probestück zeigte an einigen Stellen Korrekturbedarf , so hatte ich etwa die Proportionen der Mädels falsch eingeschätzt und der Rock saß zu tief. Auch musste der Bewegungsspielraum zum Tanzen doch noch größer sein, sodass wir uns letztendlich für einen Schlitz an der Seite entschieden.
Herausforderung Nummer zwei dieses Kostüms war die Verbindung von dehnbarem Trikotstoff und nicht dehnbarem Chiffonrock: Damit die Mädchen nachher das Kleid von unten wie ein Trikot anziehen konnten, durfte der Rockteil nicht zu eng sein. Damit das dann wiederum mit der Unterbrustweite des Trikots zusammenpasst, mussten beim Zusammennähen von Ober-, Unter- und Rockteil die beiden elastischen Schnittteile maximal gedehnt werden.
Feen-Röcke – ein Heimspiel
Bei den Wickelröcken für die Feen-Kostüme war ich dann wieder auf vertrautem Terrain. Das Schnittmuster ist bewährt und ich habe es in verschiedenen Größen fertig im Regal, sodass sich die Feen-Röcke fast von alleine nähten.
Geister in Vokuhila-Kleidern
Die Kleider für die ältesten Tänzerinnen, die Geister, erforderten wiederum etwas Schnittmuster-Tüftelei: Der Grundschnitt ist ebenfalls zusammengesetzt und eine Adaption von zwei Freebooks: Für das Oberteil habe ich das Shirt Lady Rockers von Mamahoch2 als Ausgangsbasis genommen und es an verschiedenen Stellen abgeändert – da es ein ärmelloses Kleid werden sollte, habe ich die Armausschnitte etwas verändert, den Halsausschnitt deutlich vergrößert, damit man auch bei nicht dehnbarem Stoff mit Dutt hindurchkommt und schließlich die Weite angepasst, sodass auch insgesamt der Schnitt mit Webware funktionieren konnte. Schließlich ist es eigentlich ein T-Shirt-Schnitt für Jersey-Stoffe. Hals- und Armausschnitte habe ich zum Versäubern mit Schrägband eingefasst.
Ursprünglich hatte ich mit der Ballettschule überlegt, eine Kellerfalte am Halsausschnitt einzuarbeiten, um auf die benötigte Weite einerseits zu kommen, ohne andererseits einen Sack zu nähen. Die Probestücke zeigten aber, dass die Kellerfalte optisch untergeht oder deutlich vergrößert werden müsste, sodass ich stattdessen, den Stoff am Hals mit der Overlock etwas gerafft habe. (Wie das geht, ist zum Beispiel hier ganz gut erklärt.)
Das Unterteil des Geisterkleides bildete das Freebook zum Vokuhila-Rock von Pattydoo. Rock und Oberteil habe ich natürlich in einem durchgehenden Stück zugeschnitten, damit der Farbverlauf nicht unterbrochen wird. Auch bei diesem Rock haben die Probeteile gezeigt, dass wir noch Weite hinzugeben müssen, damit die Bewegungsfreiheit zum Tanzen ausreicht. Das wiederum hatte Auswirkungen auf den Stoffbedarf. Damit der nicht explodiert habe ich schließlich die Kleider schräg zum Fadenlauf zugeschnitten, was man ja „eigentlich“ nicht macht und was sich auch als weitere Herausforderung erwies, weil die flatterigen Chiffon-Stoffe sich widerspenstig zeigten, wenn es darum ging, sie akkurat zu falten (um einen glatten Stoffbruch zu bekommen).
Doch schließlich hatte ich alle Elfen, Feen und Geister benäht und konnte ein großes Paket nach Pulheim schicken. Im November durfte ich dort dann das Ergebnis auf der Bühne bewundern und es hatte etwas durchaus Surreales, eine ganze Bühne voller von mir genähter Kostüme zu sehen!
Vor einiger Zeit habe ich hier öffentlich meine Ballettklamotten ausgemistet. Diesen Blogpost hat auch Jenny gelesen – allerdings erst einige Zeit nachdem alle Teile verschenkt waren. Ich ging daher noch einmal meine Ballettschublade durch und konnte ihr ein Trikot anbieten, das ich einmal selbst genäht hatte. Der Stoff gefiel mir zwar nach wie vor, aber mit der Passform war ich nie ganz zufrieden gewesen.
Dieses Balletttrikot wanderte also in die Post und fand bei Jenny eine glückliche Abnehmerin, die es offenbar mehr schätzt als ich, denn nun war es sogar das favorisierte Trikot für ein Fotoshooting, von dem ich hier einige Bilder zeigen darf.
Spitzenschuh-Friedhöfe sind bei Hobbytänzern keine Seltenheit: Weil man sich von den Foltergeräten nicht trennen kann, werden sie in Kisten, Regalfächern oder Zimmerecken gehortet – das Stockholm-Syndrom der Ballettwelt. Auch bei mir lagen noch zwei Paar „tote“ Spitzenschuhe, die wegzuschmeißen ich bislang nicht übers Herz brachte.
Im November hatte ich mir in London neue Schuhe gekauft – zum ersten Mal nicht von Gaynor Minden, sondern von Bloch. Ich wollte wenigstens probiert haben, ob es eine Alternative zu den (ebenfalls schmerzhaften) Gaynors gibt. Als ich nun nach nur drei Stunden in diesen neuen Schuhen beschloss, sie als Fehlinvestition abzuschreiben, überlegte ich, was ich mit den fast neuen Schuhen anfangen könnte. Sie gebraucht zu verkaufen schien mir – zumal angesichts meiner Schuhgröße (43) – ziemlich aussichtslos. Da erinnerte ich mich hieran:
Diese Idee wollte ich wiederbeleben. So habe ich die kaum getragenen Spitzenschuhe und ein anderes abgelegtes Paar kurzerhand zu Täschchen mit Reißverschluss umfunktioniert, in denen man Stifte, Kosmetikartikel, Haarutensilien oder Spitzenschuh-Accessoires unterbringen könnte.
Der Reißverschlusseinsatz ist schnell genäht.
Die Rundung des Reißverschlusseinsatzes vorne muss von Hand eingenäht werden.
… noch ein bisschen Blingbling gefällig?
Das Spitzenschuh-Paar, das am Fuß seinen Zweck nicht erfüllte, führt jetzt ein neues Leben als Täschchen.
Ob als Stiftemäppchen oder Kosmetiktasche – in so einen Spitzenschuh geht einiges rein!
Die dafür benötigten Materialien (ein wenig zartrosa Spitze, weißer Baumwollstoff als Unterlage und einige bunte Reißverschlüsse) hatte ich noch im Vorrat, und die Reißverschluss-Einsätze waren schnell genäht. Das Einnähen in die Schuhe wiederum war um einiges pfriemeliger, denn die steifen Spitzenschuhe lassen sich nicht so unter die Nähmaschine zwängen, dass man einmal ringsherum nähen könnte. Daher habe ich nur die beiden Längsseiten jeweils mit der Maschine angenäht und musste entlang der Ferse und der vorderen Rundung von Hand sticheln. Bei einem Schuh habe ich das gleich mit ein wenig Paillettendeko kombiniert, aber meiner Instagram-Bubble gefiel die neutrale Variante besser:
Übrigens
Diese vier Exemplare stehen nun in meinem Etsy-Shop zum Verkauf. Wer seinen eigenen Spitzenschuhen auf diese Art ein neues Leben schenken möchte, kann mich gerne kontaktieren.
Neulich habe ich eine Choreografie von George Balanchine getanzt. „Na und?“ werden die einen jetzt fragen. „Wie das?“ die anderen. (Und wer fragt, „George wer?“, sollte ebenfalls weiterlesen.)
Mit dem Schulorchester Werke von Bach, Mozart oder Beethoven spielen? Ist kein Problem. Bei der Aufführung der lokalen Ballettschule Ausschnitte aus „Dornröschen“ oder „Nussknacker“ zeigen? Unkritisch. Wer jedoch ein Stück eines Komponisten aus dem 20. oder 21. Jahrhundert für Amateure oder eine bestimmte Besetzung arrangieren wollte, stößt womöglich auf Probleme. Und wer gar daran denkt, mit seiner Ballettschule eine Choreografie von George Balanchine auf die Bühne bringen zu wollen, kann sich von dieser Idee eigentlich sofort verabschieden. Denn da gibt es den kleinen Stolperstein namens Urheberrecht.
Im Fall von George Balanchine (und vielen weiteren) sind Erben bzw. Rechteverwalter streng darauf bedacht, die Werke so zu erhalten, wie sie von den Künstlern geschaffen wurden. Um das insbesondere bei ohnehin nie 1:1 reproduzierbaren Live-Aufführungen von Kompositionen oder Choreografien zu gewährleisten, achten sie vor allem auf die Qualität der Interpreten. Im Falle des Choreografen Balanchine heißt das, dass nur professionelle Ballettcompagnien die Genehmigung zur Aufführung seiner Werke erhalten und die zur Einstudierung einen vom George Balanchine Trust bestellten Repetiteur in Anspruch nehmen müssen.
Ich ging also bislang nicht davon aus, in meinem Leben einmal eine Balanchine-Choreografie zu tanzen. Doch dann hatte eine der Teilnehmerinnen, mit denen ich im letzten Sommer in Finnland „Schwanensee“ getanzt habe, die Idee, bei einem Workshop des Staatsballett Berlin ein kleines außerfinnisches Wiedersehen zu veranstalten. Von diesen Workshops für Hobbytänzer hatte ich bereits gehört, und als Vorwand für ein Wochenende in Berlin taugte das allemal!
Da in dieser Saison Balanchines berühmte Trilogie „Jewels“ auf dem Spielplan des Staatsballetts steht, kamen wir Amateure so in den seltenen Luxus, Ausschnitte aus zweien der Edelstein-Ballette zu lernen. Während die eine Gruppe Auszüge aus „Emeralds“ einstudierte, lernten wir das Finale aus „Diamonds“. (Der dritte Teil, „Rubies“, ist so schnell und athletisch, dass er für Amateure eh nicht realisierbar ist.)
George Balanchine, der als Begründer des amerikanischen Balletts gilt und untrennbar mit der School of American Ballet und dem New York City Ballet verbunden ist, ist insbesondere für rhythmische Prägnanz und schnelle Fußarbeit bekannt. Und während das Finale aus „Diamonds“ mit langsamen, ausladenden Schritten beginnt, nimmt Tschaikowskys Musik dann nochmal Tempo auf, und wir durften Bekanntschaft mit einigen der rhythmischen Spielereien Balanchines machen. Wer sich wie ich lieber auf sein musikalisches Gespür verlässt als zu zählen, muss hier nämlich zähneknirschend einsehen, dass man gelegentlich nicht ums Zählen herumkommt. Eine Folge von Passés, die zunächst im Vierer- und dann im Dreiermetrum stehen, während die Musik unverändert durchläuft, sieht für den Zuschauer im Publikum unproblematisch aus. Wie tricky es in Wirklichkeit ist, merkt man aber schnell, wenn man aber versucht, das präzise auszuführen.
Wie gut uns das gelungen ist, wird aber niemand erfahren, denn eine öffentliche Aufführung gab es natürlich nicht und das vom Staatsballett aufgenommene Video ist auch streng vertraulich. Bei den Profis sieht das jedenfalls so aus:
Center Stage, Billy Elliott, Black Swan – fiktionale Ballettfilme kann man beinahe an einer Hand abzählen. Noch sparsamer sieht es an der Serienfront aus: Seit der ZDF-Weihnachtsserie Anna von 1987 kam nicht mehr viel. Umso neugieriger waren Junkies wie ich natürlich auf die Miniserie Flesh and Bone, die im November 2015 in den USA beim Sender starz lief.
Zum Bingewatching kam ich leider nicht, sodass ich gestern erst die letzte der acht einstündigen Folgen schauen konnte. Und spätestens nach dieser Folge war klar, dass hier eine Kritik fällig wird.
Ein Fazit in fünf Punkten:
Offenbar ist die Ballettwelt uninteressant, wenn nicht alle Akteure irgendeinen Psychoknacks haben: Die Hauptfigur Claire ist psychisch labil und arbeitet sich an ihrer Vergangenheit samt inzestuösem Verhältnis zu ihrem Bruder ab, der Künstlerische Leiter der Ballett-Compagnie ist manisch, es gibt die koksende, intrigante Primaballerina, die Essgestörte, die Nebenbei-Stripperin, die Suizidale, einen Obdachlosen mit seherischen Fähigkeiten,…
Realität und Fiktion liegen oft nah beieinander: Während „cattle calls“ wie bei Claires Vortanzen in Folge 1 üblich sind, ist es wenig wahrscheinlich, dass Tänzer bei einer solchen Audition eine Solo-Variation tanzen sollten.
Indem die Autoren in einer Folge suggerieren, Tänzer müssten auch mal für sexuelle Gefälligkeiten zur Verfügung stehen, um die finanzielle Zuwendung eines Mäzens zu sichern, haben sie das Ziel der Glaubwürdigkeit jedenfalls meilenweit verfehlt.
In der letzten Folge auch noch die (ins Reich der Legenden gehörenden) Glasscherben in den Spitzenschuhen der Hauptfigur auszugraben, sieht wirklich aus, als arbeite jemand die Klischee-Checkliste Punkt für Punkt ab.
Wenn schließlich noch der Mal-Freund-mal-Freak-Obdachlose am Ende als Drachentöter in Kronkorkenrüstung auftritt, ist man froh, dass dann auch Schluss ist.
Sollte man „Flesh and Bone“ trotzdem schauen? Wer keinen Spaß an Tanz hat, findet sicherlich wenig Anreiz, dran zu bleiben. Für alle Ballettfreunde sei gesagt, dass die Besetzung immerhin aus echten Tänzern besteht: Sarah Hay alias Claire Robbins war Tänzerin des Semperoper-Balletts, der männliche Principal ist Sascha Radetsky (Solist des ABT) und als Choreograf steckt Ethan Stiefel (auch nicht-Ballettratten als Cooper Nielson aus „Center Stage“ bekannt) hinter der Serie. Man kann die Ballett-Szenen also schauen, ohne sich vor Schmerzen zu winden (wie kürzlich beim Tatort). Wem das nicht reicht, der muss weiter warten auf die Serie, die ohne diese Ballett-Klischees auskommt.
Ich liebe ja schöne Notizbücher. Meist bezähme ich mich aber und kaufe sie dann doch nicht, weil ich nicht viel Verwendung dafür habe. Daher lag dieses schöne Exemplar (an dessen Herkunft ich mich gar nicht mehr erinnere) schon einige Zeit herum, bis mir ein Verwendungszweck begegnete.
Dance Journal 2015
Ich hatte schon häufiger (zum Beispiel bei Dave) den Tipp gelesen, man sollte ein Ballett-Journal führen, um Tipps, Korrekturen, Choreografien oder Fortschritte darin festzuhalten. Anfang 2015 beschloss ich, das einmal auszuprobieren und erklärte das Notizbuch mit den Noten zum Ballett-Tagebuch.
Darin habe ich im vergangenen Jahr also jede Class dokumentiert und durchnummeriert. Da ich an verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Lehrern trainiere, habe ich neben dem Datum jeweils auch die Schule und den Lehrer notiert und mir nun einmal den Spaß gemacht, das Ganze auszuwerten.
Insgesamt habe ich 107 Ballettstunden an fünf verschiedenen Orten bei – und hier war ich überrascht – 15 Lehrern besucht. Darunter waren einige, bei denen ich nur eine einzige Stunde hatte (wie Sol, die in Moskau das Training gab ), und andere, bei denen ich regelmäßiger Unterricht hatte, wie Risa mit 14 oder Spitzenreiterin Mitsi mit 30 Classes.
Abgesehen von diesen Hard Facts habe ich aber auch versucht, nach jeder Stunde Korrekturen oder schöne Kombinationen aufzuschreiben. In Finnland habe ich außerdem abends die am Tag einstudierten Choreografien notiert – weniger um sie später nachzulesen, als um sie auf diese Weise nochmal zu wiederholen.
Was steht also so drin?
So etwas zum Beispiel:
Arm-Koordination bei Pirouetten: Arm öffnet schon im Plié.
Class #27, 25.03.2015
Drehungen: Arme enger am Körper, dabei Ellenbogen trotzdem unterstützen.
Class #72, 18.08.2015
Attitude: Die Verbindung von Spielbein und gegenüberliegender Schulter muss im Rücken spürbar sein.
Class #103, 11.12.2015
Oder auch sowas:
Schönes Grand Allegro am Ende: Temps levé, Glissade, Assemblé – Préparation andere Seite, Assemblé, Sissonne ouvert, Pas de bourré.
Class #21, 07.03.2015
Für 2016 habe ich noch kein neues Journal angelegt – es fehlt noch ein schönes Notizbuch.
Wie ich ja hier schon feststellte, ist das mit den guten Vorsätzen so eine Sache: Sich schöne Ziele stecken ist eine Sache, sie realisieren eine andere. Ich könnte nun also scheinheilig pfeifend weitermachen und hoffen, dass sich niemand daran erinnert, dass ich vor einem Jahr Ballett-Vorsätze für 2015 formuliert hatte. Stattdessen lasse ich das Tutu runter und sage, wie es meinen Vorsätzen ergangen ist:
Pirouetten
Die sind leider noch immer eine Dauerbaustelle. Mal klappt es besser, mal so gar nicht. Die Beständigkeit, die ich mir für 2015 erarbeiten wollte, lässt jedenfalls noch immer auf sich warten. Ich kann also in Umkehr eines beliebten Tänzer-Sprichworts nur feststellen:
Stichwort Rückenflexibilität: Ehrlicherweise sind auch hier keine nennenswerten Verbesserungen festzustellen, was sicher auch damit zusammenhängt, dass ich nicht die Disziplin habe, daheim regelmäßig zu stretchen. Die Ziele für 2016 sind also schnell gesteckt.
Gesichtsausdruck
Die vermeintlich einfachste Aufgabe ist dennoch ganz schön schwer: An so etwas Banales wie den Gesichtsausdruck zu denken, wenn man gleichzeitig zwei Füße, zwei Arme und einiges mehr koordinieren soll, gerät schnell in Vergessenheit und man sieht am Ende doch so aus:
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Und jetzt, neue Ziele für 2016? Wieso – die alten sind doch noch gut!
Am 1. Oktober ist wieder World Ballet Day. Dass Ballettnasen wie ich den Impuls haben, einen Tag Urlaub zu nehmen, um von 4.00 Uhr morgens bis 3.00 am nächsten Tag Ballett-Bingewatching zu betreiben, zeigt vermutlich, dass das ein großes Ding ist. Und de facto ist es das auch, denn fünf der weltweit angesehensten Ballett-Compagnien schließen sich dafür zusammen und streamen jeweils live zwischen drei und fünf Stunden ihres Arbeitsalltags.
Svetlana Zakharova und Denis Rodkin in einer Probe während des World Ballet Day 2014
Es geht also jeweils los mit der Morning Class – dem täglichen Technik-Training – gefolgt von Probeneinblicken in das aktuelle Repertoire der Compagnien, garniert jeweils mit Interviews mit Tänzern, Ballettmeistern oder Choreografen. Verfolgen kann man das Ganze entweder über die Website worldballetday.com oder die YouTube-Channels der jeweiligen Institutionen. Nutzern in Deutschland sei an dieser Stelle geraten, sich zuvor schon mal mittels VPN oder IP-Changer eine ausländische IP-Adresse zuzulegen, damit man nicht beim Frühstück ins Bolshoi gucken möchte und stattdessen hierauf stößt:
Da die Worldballetday-Website den Zeitplan für den Tag in Pacific Daylight Time angibt und die beteiligten Compagnien auf ihren Websites jeweils in ihrer lokalen Zeitzone rechnen, habe ich das mal in unsere Zeitzone übersetzt:
Alle, die am 1. Oktober keinen Urlaub nehmen können / wollen und dennoch nichts verpassen möchten, seien getröstet: Die YouTube-Videos werden auch später noch (wenigstens für einige Zeit) abrufbar sein, sodass man vielleicht doch nicht alles an einem Stück gucken muss.
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