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Jahr: 2017 (Seite 1 von 2)

2017 ‒ Ein Jahresrückblick in Suchbegriffen

Wie ich ja hier schon eingestanden habe, waren meine Blogaktivitäten in den letzten Monaten eher mickrig. Doch das hält erfreulicherweise die Suchmaschinen nicht davon ab, Menschen auf meine Seite zu schicken. Und so habe ich mir zum Jahresende wieder den Spaß gemacht, zu schauen, welche Suchbegriffe zu mir geführt haben. Leider ist das ja auf einen winzigen Teil der Suchbegriffe beschränkt, weil Google WordPress nicht verrät, was gesucht wurde.

Ein Jahresrückblick auf die wenigen aufgeschlüsselten Suchbegriffen (etwa 4100 unbekannten Suchbegriffen stehen gerade einmal 69 Klartext-Begriffe gegenüber) zeigt vor allem eines: Meine weiterhin populärsten Blogposts über das Reiseetui und die Pärchenhandschuhe sind auch bei den Suchbegriffen ganz vorn. Hinzugekommen ist ein dritter Beitrag, der viele interessiert hat: Wie man DIN-A4-Schnittmuster zu einem A0-Bogen zusammensetzt und plotten lässt.

Doch abgesehen von solch eindeutigen Suchanfragen gab es auch etwas obskurere Wege auf meinen Blog: Wer beispielsweise tischläufer nähen anleitung kostenlos gesucht hat, wird wohl leider ergebnislos weitergezogen sein. Und ärmel mit druckknöpfen befestigen ist zwar eine interessante Idee, die ich aber ebenfalls nirgends thematisiert habe.  Ich hoffe jedenfalls, derjenige, der einen halsausschnitt retten wollte, hatte damit mehr Glück als ich hier.

Danke an denjenigen, der (wahrscheinlich nach der Lektüre meines letzten Jahresrückblickslummerland ballett gesucht hat, nur um mir bei der Auswertung dieser Statistik wieder die Freude zu machen… (Immerhin ist das ja aber ein Suchbegriff, der einen Treffer landet.) Ich hoffe auch, dass der Leser, der mehr über bartok kontraste verstimmte geige wissen wollte, mit diesem Blogpost zufrieden war, schließlich kommen die „Kontraste“ nur in einem Nebensatz vor.

Noch mehr Statistik

Weil die Suchbegriff-Analyse bei so wenigen identifizierbaren Begriffen unbefriedigend ist, habe ich mal noch etwas weiter in meinen Blogstatistiken gewühlt und dabei interessante Feststellungen gemacht: Google mag zwar WordPress nicht mehr verraten, was Leute gesucht haben, aber auf welcher Google-Länderseite gesucht wurde, zeigt meine Statistik. Und da ist es doch erstaunlich festzustellen, dass nicht nur die deutschsprachigen Varianten google.at und google.ch mit auftauchen, sondern auch die Seiten aus Frankreich, Italien, England, den Niederlanden oder Russland, Polen, Ungarn und Tschechien.  Überhaupt ist der Blick auf die Karte, woher Leser meines Blogs kommen, spannend: Von dieser Stelle schicke ich einen besonderen Gruß an den jeweils einen Besucher meiner Seite aus Paraguay, Sambia, Mauritius, dem Libanon, Estland, Peru, der Slowakei, Nicaragua, Neukaledonien, Marokko, Jamaika, Kirgisistan, Tansania, Costa Rica, Papua-Neuguinea, Ecuador, Liechtenstein, Zypern, der Dominikanische Republik und dem Irak!

Und im nächsten Jahr verwendet ihr dann alle Bing oder Yahoo und ich verrate mehr über die ausgeführten Suchen, einverstanden?! ?

Ballettröcke in Serie: Traumtänzer eingekleidet von kakakiri

Als ich im Frühjahr anfing, Ballettröcke selbst zu nähen und zu verkaufen, war das eine Idee, die ich ausprobieren wollte, ohne mir viel davon zu versprechen. Mir war klar, dass das ohne große Werbeaktivitäten neben einem Vollzeitjob höchstens eine Liebhaberei werden würde. Umso überraschter bin ich nun am Ende dieses Jahres über die Nachfrage und den Zuspruch für meine Ballettröcke. Neben etlichen Verkäufen über Etsy und vielen im direkten Umfeld unter meinen Mittänzern, hatte ich vor ein paar Wochen die Gelegenheit, eine ganze Ballettklasse mit einheitlichen Röcken auszustatten.

An vielen Ballettschulen ist es üblich, dass die Kinder einheitliche Kleidung tragen. Je nachdem, welcher Lehre die Schule folgt, kann das entweder eine selbst „verordnete“ Uniform sein oder beispielsweise den Regularien der Royal Academy of Dance folgen. Die Ballettschule Traumtänzer in Dortmund hat nun für ihre Teeniemädchen Trikots in königsblau vorgegeben und mich gefragt, ob ich dazu einheitliche, aber individuell gestaltete Röcke nähen wollte. Und natürlich wollte ich!

Gemeinsam haben wir einen Stoff mit Seerosen-Print in hellblau und königsblau ausgesucht und ich habe daraus acht identische Röcke gefertigt, die man nicht von der Stange kaufen kann.

Ballettröcke kakakiri Seerosen

5 m Stoff für Ballettröcke à la kakakiri

Ballettröcke kakakiri Seerosen

die fertige Kollektion

Und mal ehrlich: Passen die farblich nicht wie die Faust aufs Auge?

Jahresendspurtblogpost 2017

Die gute Nachricht vorweg: Dieser Blog ist noch am Leben. Es lag weniger an einem Mangel an Themen als an der fehlenden Zeit, dass die vielen realisierten Nähprojekte der letzten Monate nicht dokumentiert und beschrieben wurden, dass eine Reise nach London, um wieder einmal Händels „Messias“ mit 3000 anderen Menschen zu singen, ohne Blogbeitrag verstrich oder ich nicht von meinem Pointe-Shoe-Fitting bei Bloch in London berichtete…

Was nun also eigentlich mindestens fünf eigene Blogposts verdient hätte, bekommtin diesem Jahresendspurtblogpost wenigstens eine Fotogalerie. Und gute Vorsätze fürs nächste Jahr gibt’s obendrauf!

Übrigens: Auf den Jahresrückblick 2017 in Suchbegriffen dürft ihr euch auch noch freuen!

Hard Facts zu einer Softshell-Jacke

oder: Wie ich mich bei einem Nähprojekt gleich mehrfach selbst austrickste

Ich gebe es zu: Mir ist kein Vorwand zu billig, wenn es darum geht, einen Anlass zum Nähen zu finden. Aber mal ehrlich: ein Urlaub in Norwegen ruft doch geradezu nach einer Softshell-Jacke, oder? Im August kann es dort mit etwas Glück zwar noch ganz angenehm temperiert sein, doch viel wahrscheinlicher ist es, dass man auch mal von einem Schauer erwischt wird. Und so ein leichtes, nicht allzu warmes, aber wasserabweisendes Jäckchen fehlte mir noch im Schrank.

Also habe ich nach geeigneten Schnittmustern Ausschau gehalten. Etwas 100 prozentig Passendes habe ich fertig nicht gefunden, also musste ich mir selbst einen Schnitt „ausdenken“. Als Basis diente mir die „Lady Bella“ von mialuna. Um den Schnitt von einer Hoodie-Jacke für meine Bedürfnisse anzupassen, musste ich aber ein paar Änderungen vornehmen:

  • Kapuze: Hier habe ich die von mialuna als Freebie-Ergänzung angebotene hochgezogene Variante gewählt und sie auch mit einer Kordel versehen.
  • Passe: Da ich einen Softshell-Stoff mit Muster verwendet habe, und ich das nicht gerne unnötig unterbrechen wollte, habe ich auf die Passe am Vorderteil verzichtet.
  • Taschen: Statt der Eingrifftaschen habe ich Reißverschluss-Taschen genäht. Die Form des Taschenbeutels habe ich dabei beibehalten und bei der Frage nach dem „Wie“ hat mir dieses Tutorial von pattydoo geholfen.
  • Saumbündchen: Die habe ich weggelassen und dafür die Jacke nach unten entsprechend verlängert. Darüberhinaus habe ich das Rückenteil in der Mitte noch weiter verlängert und nach außen hin abgerundet.
  • Ärmelbündchen: Hier verlangte die Frostbeule in mir nach Daumenloch-Bündchen, die ich nach diesem Tutorial genäht habe. (Insbesondere der abschließende Hinweis, dass die Naht mit dem Daumenloch nicht an die Ärmelnaht anschließt, sondern etwas daneben sitzen muss, damit der Ärmel nicht verdreht wird, wenn man den Daumen durchs Loch steckt, klingt logisch, war aber für mich essentiell!)
  • Reißverschluss mit Windschutz: Den Reißverschluss wollte ich gerne mit einem Wind- und eigentlich auch Kinnschutz versehen (damit der Reißverschluss nicht am Kinn reibt, wenn er ganz hochgezogen ist), doch dazu unten mehr…

Über viele Details habe ich mir ausgiebig Gedanken gemacht, denn bei so einem Projekt möchte man natürlich keine dummen Fehler machen. Und trotzdem passiert es dann. Aber vielleicht kann ich mit meinen Denkfehlern ja andere vor ähnlichen „fails“ bewahren…

Vermeidbare Fehler

  • Musterverlauf beachten: Ja, ich weiß. Es ist total basic. Und ich habe natürlich dran gedacht, als ich Vorder- und Rückenteil, den Windschutz und die Ärmel zugeschnitten habe. Und dann blieb ein Stoffstreifen stehen, der längs gefaltet genau für die Kapuze passte. Also habe ich den Stoff mit dem Fadenlauf gefaltet und die Kapuze in doppelter Stofflage zugeschnitten. Nun regnet es auf einer Seite der Kapuze herab, auf der anderen aber hinauf. Da das aber im zurückgeklappten Zustand wirklich nicht auffällt, habe ich nach Bemerken des Fehlers beschlossen, es so zu lassen.
  • Taschenschlitz ansetzen: Auch hierüber habe ich mir Gedanken gemacht und mich anhand einer existierenden Jacke mit ähnlichen Taschen vergewissert, keinen Denkfehler zu machen, nur um dann beim Annähen den rechten und linken Taschenbeutel zu vertauschen und so doch den Taschenschlitz in der falschen Diagonale zu nähen.
    Dieser Fehler zog dann wiederum gleich einen zweiten, total ärgerlichen Fehler nach sich, denn es mussten ja ein neues Vorderteil und neue Taschenbeutel her. Zum Glück hatte ich noch genug Stoff! Der lag nun dummerweise so, dass mir eine existierende gerade Kante gelegen kam, um die Reißverschlusskante des Schnittteils daran anzulegen – ohne auf die Musterrichtung zu achten! Und ratet mal, wann mir das auffiel!? Als beide Vorderteile mit Reißverschlusstaschen fertig nebeneinander vor mir lagen! Also noch einmal ein Vorderteil und Taschenbeutel zuschneiden (und dabei meine großzügige Stoffkalkulation preisen)! Das linke Vorderteil ist also erst im dritten Anlauf wirklich geglückt…
  • Taschenhöhe korrigieren: Diesen Punkt habe ich schlicht nicht bedacht und die Reißverschlusstaschen auf der im Originalschnittmuster vorgesehenen Höhe (mittig zur Taille) platziert. Das mag zwar für eine Hoodie-Jacke passen, ist aber im Grunde für eine Outdoor-Jacke, bei der man bei ungemütlichem Wetter auch mal seine Hände in der Tasche vergraben möchte, zu hoch angesetzt. Mit diesem Fehler muss ich nun wohl leben.
  • Kinnschutz abrunden: Hier hat mich mein räumliches Vorstellungsvermögen im Stich gelassen und ich habe nach dem Anklammern und Umknicken an der Kapuze schlicht die falsche Rundung angezeichnet, sodass eine Befestigung an der Innenseite des Vorderteils nicht mehr möglich war. Die schmerzliche, aber einzige Lösung dafür war, den Windschutz doch ohne Kinnschutz zu akzeptieren und ihn oben kurzerhand abzuschneiden. Wer nicht aufpasst, muss eben mit ungeschütztem Kinn durchs Leben gehen!
  • Druckknöpfe am Windschutz platzieren: Ich wollte die Druckknöpfe am Windschutz bewusst anbringen, bevor ich den Windschutz und den Reißverschluss einnähe, damit sie unsichtbar nur in der unteren Stofflage säßen. Bei der Platzierung unterlief mir dann allerdings der nächste Denkfehler: Ich setzte die Druckknöpfe schön mittig auf die Unterseite – ohne zu bedenken, dass sie dann auf der Gegenseite nur knapp neben den Reißverschluss und damit auf die Naht träfen, mit der ich ein Webband zum Verstecken der offenen Reißverschluss-Kante aufgenäht hatte. Es stellte sich also die Frage: „Wie bekomme ich die Druckknöpfe aus dem rundherum verschlossenen und angenähten Windschutz möglichst ohne Schaden am Stoff heraus?“. Ich habe es gewagt, die Druckknöpfe vorsichtig mit einer spitzen Zange zu lösen und die Zackenringe dann durch ein Stück aufgetrennte Naht unten herausgefummelt. Da ich durch diesen Spalt natürlich keine Druckknöpfe neu anbringen konnte, habe ich mich notgedrungen doch für von außen sichtbare Kam Snaps entschieden, die jetzt weit genug außen sitzen. Die kleinen Spuren, die die Druckknöpfe im Stoff hinterlassen haben, sind zum Glück einerseits unsichtbar auf der Innenseite des Windschutzes und ziehen sich andererseits vielleicht auch beim ersten Waschen wieder etwas zusammen.

Trotz dieser Pannen und Rückschläge bin ich aber mit dem Gesamtergebnis zufrieden und auf einige Details auch ein bisschen stolz (wie die Bilder unten zeigen). Nun freue ich mich vor allem auf den Praxistest im Urlaub!

Nähen nach Schnittmustern der Sowjetunion

Wenn Freunde wissen, dass man näht, kommt man hin und wieder zu überraschenden Geschenken – beispielsweise einem Überraschungstütchen aus einem Berliner (Hipster-)Laden für Selbstgemachtes und Selbermacher. Oder einem Modeheft mit Schnittmustern aus der Sowjetunion von 1970.

Das hat Katrin bei ihrem letzten Besuch in Kiew in einem Vintage-Laden entdeckt und im Zuge eines Spargelessens nach Dortmund mitgebracht. Nun ist „Rigas Modes“ für mich zunächst ein Bilderbuch, da die Texte darin auf Russisch sind. Und der erste optische Eindruck ist mindestens so überraschend wie das Geschenk selbst: Es ist keineswegs alles Kittelschürzen-Mode à la Babuschka, sondern einige der Schnittmuster könnte man heute ohne Weiteres verwenden. Zum Beispiel das für den Mantel mit halbrunden Teilungsnähten.

Weitere interessante Feststellungen beim Durchblättern und Entziffern:

  • Auch in der Sowjetunion hatten Stoffballen offenbar eine Standardbreite von 1,40 m
  • für welche Größe die Schnittmuster und der Stoffverbrauch angegeben sind, variiert (nach nicht ersichtlichen Kriterien): Während die Skizzen alle schlanke junge Frauen zeigen, beziehen sich die Angaben für den lila Mantel auf eine (russische) Größe 52, was immerhin einer europäischen Größe 46 entspricht, das A-Linien-Kleid hingegen ist in (russischer) Größe 46 (also Gr. 40 hierzulande) angegeben.
  • man bräuchte viel Geduld, um die Schnittmuster anhand der angegebenen Maße zu übertragen und einige Erfahrung, um sie auch auf andere Größen anzupassen.

Nählatein für Fortgeschrittene

Aber wäre es nicht auch interessant zu wissen, was die Begleittexte zu den Schnitten besagen? Zum Glück kann die Quelle des Geschenks auch hier aushelfen und war so nett eine Übersetzung der ersten Seite zu organisieren. Dort lernen wir, wie praktisch es für 20-jährige Studentinnen ist, wenn sie aus wenigen Kleidungsstücken sieben verschiedene Outfits kreieren können:

Dafür muss man nur zwei Kleidungssätze besitzen: erstens – einen schräg-karierten Rock und eine Weste, und zweitens – einen weißen Faltenrock und eine ärmellöse Tunika, sowie als Ergänzung dazu einen feinen z. B. schwarzen, blauen oder braunen Pullover, zwei Blusen, kariert und einfarbig, am besten in Weiß, einen langen Seidenschal, ein gemustertes Tuch (als Halstuch) und einen einfarbigen Wollschal für die Herbsttage.

Es folgen einige Hinweise zu nützlichen Accessoires, mit denen man das Ganze „pimpen“ könnte und dann eine Beschreibung der Arbeitsschritte: Hals- und Armausschnitte der Weste mit Besätzen versäubern, […], Falte in die Tasche bügeln, eine Blende anstürzen und auf der Tasche absteppen, für die Bluse eine Falte in die Passe der Vorderseite legen und absteppen…

Rigas Modes 1970 Schnittmuster Sowjetunion

Unmittelbare Erkenntnis: Wie verwöhnt ich doch von unseren heutigen Schnittmuster-Anleitungen bin! Wo jeder entscheidende Schritt in E-Books bebildert wird und die häufig auch als YouTube-Tutorials zur Verfügung gestellt werden. Dieses Heft richtet sich wohl nicht an Anfänger!

Wenn ich aber doch einmal übermütig werden sollte, würde ich mir die Seite 12 übersetzen lassen und den Mantel mit der verdeckten Knopfleiste nähen. Direkt nachdem ich gelernt habe, wie man Schnittmuster gradiert.

Eine Laien-Violine in Profi-Händen

Wie es kam, dass Patricia Kopatchinskaja einmal auf meiner Geige spielte

Meine Geige führt seit geraumer Zeit ein Schattendasein: eingesperrt in ihrem Kasten, abgestellt in der Ecke hinter dem Notenständer, der als Ablage für Chornoten dient. Und hätten nicht Komponisten immer wieder einmal Werke geschrieben, in denen eine umgestimmte Geige (zusätzlich zur regulär in Quinten gestimmten) benötigt wird, hätte sich daran wohl aktuell auch nichts geändert.

Doch auf dem Spielplan im Konzerthaus Dortmund standen Kurtágs „Kafka-Fragmente“, eine Vertonung kurzer Notizen, Aphorismen und Miniaturen von Franz Kafka für Sopran und Violine. Und drei dieser kleinen Stücke erfordern entweder eine umgestimmte Geige oder dass der Interpret beim Spielen an den Wirbeln dreht und sie hörbar verstimmt. Damit das Profi-Instrument unmittelbar danach wieder reine Töne produzieren kann, ist es üblich, ein zweites Instrument zur Hand zu haben, um ohne eine Stimmpause weiterspielen zu können.

In prominenter Gesellschaft

Patricia Kopatchinskaja, die Solistin der „Kafka-Fragmente“, hätte natürlich selbst eine zweite Geige mitbringen können. Doch da sie direkt aus den USA anreiste, war das nicht möglich und ihre Agentur bat das Konzerthaus, ein weiteres Instrument zu organisieren. Nun könnte man meinen, dass Musiker dieses Kalibers nicht auf irgendeinem Instrument spielen. Doch das ist keineswegs ungewöhnlich und das Management betonte, es müsse keine besonders wertvolle Geige sein – wohl auch, weil die verzerrten Klänge ja Teil der Komposition sind und die veränderte Saitenspannung ohnehin keinen authentischen Eindruck der Qualitäten eines Instruments erlaubt.

Da mein Laien-Instrument zuvor schon verschiedenen anderen Weltklasse-Geigern (Carolin Widmann, Janine Jansen und Pekka Kuusisto) getaugt hatte, um Bartóks „Kontraste“ darauf zu spielen, kam der Kollege also auch in diesem Fall auf mich und meine vernachlässigte Geige zu, die so wieder einmal einen Moment im Rampenlicht der Konzerthaus-Bühne stehen durfte.

Laien- vs. Profi-Instrument

Wie klang sie also nun – meine Amateur-Geige, verglichen mit Patricia Kopatchinskajas Pressenda von 1834? (Der Geigenbau-Zettel in besagter Amateur-Geige weist sie zwar als Instrument aus Cremona aus dem Jahr Siebzehnhundertungerade aus, doch diesen Zettel hat nach Expertenmeinung wohl eher ein bescheidener, wenn auch geschäftstüchtiger Geigenbauer aus Sachsen im späten 19. Jahrhundert dorthin geklebt.)

Da nun wie gesagt die Saitenspannung bei der Beurteilung des Klangs natürlich eine wichtige Rolle spielt, scheint es nicht verwunderlich, dass meine Geige etwas wärmer, hauchiger und weniger durchdringend klang, da ihre Saiten tiefer gestimmt waren. Doch wie schon die drei oben genannten Vorgänger bestätigte auch Patricia Kopatchinskaja nach dem Konzert, dass dies ein gutes Instrument sei, das sich wohltuend von den Zigarrenkästen abhebt, die sie sonst in diesem Werk manchmal spielt.

Und während ich bislang nie auf die Idee gekommen war, die prominenten Geiger ihre Nutzung meines Instruments „quittieren“ zu lassen, bat ich Patricia Kopatchinskaja um ein entsprechendes Autogramm. Ob es den Wert meiner Geige steigert, sei dahingestellt – die ohnehin bewegte (Familien-)geschichte dieser Violine ist nun jedenfalls um ein Kapitel reicher.

Patricia Kopatchinskaja Konzerthaus Dortmund Violine

Ella für Elfen: Kleid zu verschenken

Manchmal muss man auf die harte Tour lernen: Kaum ein Tutorial, Forum oder Nähblog, der nicht ausdrücklich darauf hinweist, dass man vor dem Zuschnitt in einer bestimmten Größe die Maßtabelle des Schnittmusters studieren soll. Kaufgrößen und „Nähgrößen“ können sich nämlich bisweilen deutlich unterscheiden. Außerdem hat man natürlich beim Selbernähen die Möglichkeit, Größen zu kombinieren (beispielsweise oben eine 38, an der Hüfte eine 40). Da ich im Normalfall mit einer Größe 38 bei pattydoo-Schnittmustern gut gefahren bin, hatte ich auch das Schnittmuster für das Kleid Ella in der Größe ausgeschnitten. Ein Fehler, wie sich zeigen sollte.

Seit langem lag ein Trigema-Coupon in meinem Stoffvorrat – genau die richtige Menge für ein Sommerkleid mit amerikanischem Ausschnitt und kurzen Ärmeln. Ein solches Kleid gibt es nun auch, jedoch nicht für mich. Denn nachdem Ober- und Unterteil verbunden waren und die Schneiderin zur Anprobe hineinschlüpfen wollte, zeigte sich die Fehlentscheidung, das Schnittmuster auf gut Glück in Größe 38 zu nähen: Schon an den Schultern war Ende – keine Chance, das Kleid überhaupt ganz überzustreifen.

Ein Blick in die Größentabelle ergab: Tatsächlich wäre wohl die Größe E passender gewesen, wobei das zu klein geratene Kleid auch der zierlichen Kollegin, der ich es hätte vererben können, nicht passte. Vielleicht ist also beim Nähen noch mehr schief gelaufen…

Doch des einen Leid könnte des anderen Freud sein: Bevor dieses Kleid nun in den Altkleider-Container wandert, freue ich mich, wenn es hier einen Abnehmer findet. Wer passt rein und gibt diesem Kleid aus violetter Baumwolle mit gelben Bündchen ein Zuhause? Dies sind die Endmaße des Kleids:

Schulterbreite 32 cm
Brustumfang 78 cm
Taillenumfang 70 cm
Gesamtlänge 84 cm

Elfen, Bohnenstangen und Teenies bitte melden

Neue Idee: Ballettröcke made by kakakiri

Unter Profitänzern gibt es viele, die nebenbei ihre eigene Ballettkleidung entwerfen und verkaufen. Die bekannteste ist wohl Yumiko Takeshima, die mit ihrem Trikot-Label Yumiko inzwischen zur weltweiten Marke geworden ist. Aber auch viele andere Ballerinas haben ein Faible für Stoffe und Nähen: Alice Williamson vom Staatsballett Berlin mit ihren Röcken Designed by AliceJordan Reed (ehemals Houston Ballet), die individuelle Trikots anfertigt, Ashley Ellis vom Boston Ballet, die Stulpen und Warmup-Bekleidung herstellt, oder Tracy Jones vom Colorado Ballet, die mit Tulips by Tracy auch ihr eigenes Rock-Label hat. Diese keineswegs vollständige Liste zeigt nicht nur, dass sich offenbar viele Tänzerinnen auch für Textiles interessieren, sondern dass es wohl auch einen Markt für individuell angefertigte Tanzbekleidung gibt.

Während ich schon versucht habe, Trikots selbst zu nähen und bislang mit den Ergebnissen noch nicht ganz zufrieden war, habe ich einige selbstgenähte Ballettröcke, Warmup-Hosen und Stulpen im Schrank, die regelmäßig zum Einsatz kommen. So entstand nun die Idee, doch einmal im Kleinen zu probieren, ob es nicht auch in meinem Umfeld Interessenten für selbstgenähte Ballettkleidung gibt. Für den Anfang konzentriere ich mich auf Röcke, die leicht in verschiedenen Längen, Mustern und Farbzusammenstellungen zu nähen sind.

Ein kleiner Testballon in Form eines Instagram-Bildes und Tweets brachte gleich positive Reaktionen, sodass der Versuch nun Beine bekommt: Ab sofort findet man mich als kakakiri auch auf Etsy und kann dort die ersten selbstgenähten Röcke in verschiedenen Prints und Längen bestellen. Individuelle Wünsche werden natürlich gerne entgegen genommen.

Ballettröcke kakakiri handgemacht Etsy

 

Kopflose Flamingos oder die Sache mit dem Rapport

Treffen sich zwei Flamingos. Was wie der Anfang eines Witzes klingt, war in Wahrheit die große Herausforderung meines letzten Nähprojekts. Ganz arglos hatte ich im vergangenen Sommer diesen Doubleface-Stoff mit Glitzerflamingos auf der einen und maritimen Streifen auf der anderen Seite gekauft. Auf Verdacht, ohne konkretes Projekt im Kopf – einfach, weil er mir gefiel.

Als mir nun ein Verwendungszweck einfiel, fingen damit auch schon die Probleme an: Für den Sweat-Blazer Lady Grace von mialuna brauchte ich nämlich laut Maßtabelle mindestens 1,55 m Stoff. Ich hatte aber nur 1,20 m gekauft. Und mir war klar, dass natürlich gerade bei einem Motiv wie den Flamingos nichts herauszuholen sein würde, indem man Schnittmusterteile geschickt gegeneinander verschränkt auf dem Stoff platziert. (Hier spricht die Frau, die mal ein Shirt mit Ankern im Kopfstand genäht hat…)

Zum Glück ließ sich für den Flamingo-Stoff noch Nachschub auftreiben. Natürlich habe ich nicht nur die fehlenden 30 cm gekauft, sondern 60 cm bestellt, damit in der Höhe auch Platz für die einschlägigen Teile des Schnittmusters wäre.

Der Zuschnitt konnte also beginnen. Während Zuschneiden schon bei „normalen“ Projekten nicht zu meinen Lieblingsarbeiten zählt, war es in diesem Fall ein Puzzle mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad: Um sicherzustellen, dass die Flamingos nicht an ungünstigen Stellen zerteilt werden und v. a. idealerweise an den Nähten auch wieder passend aufeinandertreffen, habe ich jedes Teil einzeln zugeschnitten und nicht wie sonst in doppelter Stofflage. Die Tüftelei funktionierte so lange gut, bis ich zu den Seitenteilen des Rückens gelangte, die ich aus dem nachgekauften Stoffstück zuschneiden wollte. Das hatte zwar die notwendige Gesamthöhe dafür, aber der Abschnitt passte nicht zu dem des Rückenmittelteils, da der Rapport so groß ist. Es war also nicht möglich, die Schnittmusterteile so anzulegen, dass identische Flamingos aufeinander trafen, da dann wiederum doch oben oder unten jeweils ein Stückchen gefehlt hätte. Auf dem Rücken musste ich mich also von der Idee passgenau angesetzter Flamingos verabschieden.

Blieb noch eine kritische Naht auf der Vorderseite, an der es galt, die Nahtzugaben möglichst haargenau gleich zu bemessen, um am Ende einen vollständigen Flamingo zu erhalten. Das Kunststück ist bei näherem Hinsehen nicht ganz gelungen, führt aber auf den ersten Blick jedenfalls nicht zu Irritationen. Zum Glück können Flamingos ja bekanntlich auch auf einem Bein stehen.

Plotten statt kleben! Schnittmuster auf A0 ausdrucken

Ich weiß: Ich bin nicht die erste, die diese Möglichkeit erfindet und auch nicht die erste, die darüber bloggt. Aber weil ich diese kürzliche Entdeckung so großartig finde, muss ich nun trotzdem darüber schreiben:

Wenn man Schnittmuster als E-Book kauft, bedeutet das normalerweise, dass man sie auf DIN A4 ausdruckt und dann einen Abend mit Schere und Tesafilm über den Boden kriecht, um die Einzelseiten passgenau zusammenzukleben. Dann las ich von Schnittherzchen, wo man die A4-Muster auf A0 ausplotten lassen kann. Darüber hinaus gibt es dort sogar die Möglichkeit, mit einem recht einfachen Online-Tool die Seiten zuvor richtig anzuordnen (denn der Schritt muss natürlich vorausgehen — schließlich sind alle Schnittmuster unterschiedlich aufgeteilt). Ich habe damit ein wenig rumgespielt und fand die Idee großartig, aber der Preis von ca. 9,95 € für einen zusammenzufügenden Schnitt und entsprechenden Plot inklusive Versand war mir dann doch ein wenig zu hoch. Doch die Idee schien es mir wert, weiterverfolgt zu werden, und siehe da: Andere Nähnerds waren vor mir auf die gleiche Idee gekommen (z. B. drehumdiebolzeningenieur).

Denn mit etwas Computerspielerei ist es gar nicht schwierig, aus den A4-Vorlagen wieder eine A0-Datei zusammenzusetzen und sie für kleines Geld plotten zu lassen. Mit Photoshop oder dem kostenlosen Programm Inkscape ist das mit etwas Übung schnell geschehen. Ich brauche für ein normal großes Schnittmuster mit ca. 20 Seiten etwa eine halbe Stunde. Dabei muss man natürlich darauf achten, dass man die Kleberänder, die für die A4-Ausdrucke eingeplant sind, wieder abzieht und die Schnittlinien (mit Hilfe der Klebemarkierungen, falls vorhanden) genau aneinander setzt.

Drei einfache Schritte

  1. In Photoshop eine neue Datei mit DIN-A0-Format anlegen (841 x 1189 mm)
  2. Über „Datei → Platzieren und Einbetten“ nach und nach die entsprechenden Seiten des Schnittmuster-PDFs laden und an Ort und Stelle schieben
  3. das fertige Dokument als PDF abspeichern

Da die Portokosten für die Plots sich natürlich nach dem Gewicht richten, lohnt es sich auch, mehrere Plots auf einmal zu bestellen. Ich habe daher direkt mal drei Schnittmuster, die ich schon länger auf der Festplatte, aber noch nicht ausgedruckt und zusammengeklebt hatte, geplottet und für vier A0-Bögen und einen A1-Bogen inklusive Versand 7,89 € bezahlt, was die Sache in meinen Augen total wert ist. Denn mir persönlich ist eine halbe Stunde Photoshop-Basteln deutlich lieber als das Herumkriechen auf dem Boden mit Schere und Tesafilm. Natürlich muss man dann wiederum 1-2 Tage warten, bis der bestellte Plot zu Hause ankommt, aber wenn man es nicht furchtbar eilig hat, lohnt sich das auf jeden Fall.

Neben der Klebearbeit, die man sich spart, sind die Plots auch um ein Vielfaches platzsparender aufzubewahren. Mir jedenfalls ist es noch nicht gelungen, eine Klebe- und Falttechnik zu entwickeln, bei der man den Schnitt nicht anschließend erstmal bügeln müsste, um ihn vernünftig wiederzuverwenden.

In manchen Fällen ist es aber sicherlich fraglich, ob sich der Plot wirklich lohnt: Da Farbplots deutlich teurer sind als schwarzweiße, sind Schnittmuster mit feinen Farblinien für die verschiedenen Größen und vielen Passermarken sicherlich nur im Farbdruck zu gebrauchen. Wenn sie dann noch so groß sind, dass sie nicht auf einen A0-Bogen passen, sondern man zwei daraus machen müsste, liegt man schnell wieder bei knapp 10 € für den Plot, sodass es dann sicher Ansichtssache ist, ob es sich dennoch lohnt.

Ich werde aber sicher in Zukunft öfter mal die Plotter-Option ziehen und mich darüber freuen, denn ich bastel einfach viel lieber mit Stoff als mit Schere und Kleber!

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